Eine Kritik von "crizzero":
Ich habe lange über den Filmtitel sinniert und wie er wohl auf das kommende Geschehen schließen lässt. Und ich tue es immer noch. Der Zusammenhang lässt sich in der Psyche des Protagonisten erforschen, so viel ist sicher. Nur scheint die Suche danach auf Basis rationaler Gedanken dazu unergründlich zu sein.
Warum tut jemand sowas? Warum muss denn alles Schöne sterben? Warum kann es nicht am Leben bleiben, glücklich machen und erfüllend sein? Warum sieht man sich dazu gezwungen, sich das eigene Glück wegzunehmen? Und warum erkennt man hinter diesem egoistischen Ansinnen nicht, dass man damit vor allem dem eigentlich geliebten Partner das Glück und das Leben nimmt?
Über Andrew Jareckis düsteren Psychothriller lässt sich trefflich diskutieren. Und das hat vielerlei Gründe. Der nach den wahren Ereignissen um eine Mordanklage gedrehte Film hält sich nämlich gerne zurück und lehnt sich nie zu weit aus dem Fenster. Was man präsentiert bekommt, sind sinnliche Bilder und Szenarios, die sich aus dem ergeben, was die Zeugen in diesem Fall aussagten. Zudem begleitet die Aussage des Angeklagten selbst den Film aus dem Off, manchmal aber auch mit kurzen Ausschnitten aus dem Verhör im Gerichtssaal. Daraus resultiert ein ganz authentischer Touch, der dem Zuschauer vermittelt, dass es so gewesen sein kann. An Stellen, wo sich Regisseur Jarecki keinen Spekulationen hingeben und erdachte Antworten liefern wollte, blendet er einfach weg und überlässt dem Zuschauer die vermeintliche Lösung. So läuft das eigene Hirnschmalz heiß.
Ryan Gosling spielt dabei auf einmal mehr unnachahmliche Art einen sich über die Jahre zum Negativen hin verändernden Menschen, der ein schreckliches Erlebnis in der Kindheit hatte und dessen Ehefrau - ausgezeichnet gespielt von Kirsten Dunst - mit Grauen feststellen muss, dass sie entweder zu früh geheiratet haben, weil sie ihren Mann offensichtlich gar nicht richtig kennt, oder aber dass da ein Prozess bei ihm eingesetzt hat, der ihn zu jemand komplett anderem werden lässt und der offensichtlich auch nicht aufzuhalten ist. Nicht einmal durch die Kraft der Liebe.
"All Beauty Must Die" ist herber Stoff. Der polyvalente Psychothriller kommt eher dezent und zurückhaltend daher und schockiert damit umso mehr. Er ist zeitgleich ein Psychogramm eines Mörders, ein Drama zur Kindheitsbewältigung und ein Krimi, in welchem der Zuschauer der ermittelnde Kommissar sein kann. Dieser Streifen ist nicht einfach, prägt sich dafür aber umso tiefer ein. Die Szenen wirken düster, selbst wenn sie vor blassem Tageslicht gefilmt sind. Die Atmosphäre ist dabei stets schaurig, weil sich zunehmend Abgründe einer menschlichen Psyche auftun und wenn man in diese Abgründe blickt, ist das auf eine bizarre Weise erschreckend und interessant zugleich.