Eine Kritik von "niklas90":
Basierend auf der Biografie von Ray Kroc: Michael Keaton spielt den Geschäftsmann Kroc, der in den 1950er Jahren als Verkäufer von Milchshake-Maschinen durch die Lande zog und dabei auf die Brüder „Dick“ und „Mac“ McDonald stieß, die gleich acht seiner Produkte auf einmal orderten. Der Burger-Schnellimbiss der Brüder in San Bernardino, der wegen der schmalen Produktpalette, der effizienten und schnellen Zubereitung florierte, brachte den bisher erfolglosen Vertreter sofort auf eine gewinnträchtige Idee: Er heuerte zunächst als Franchise-Nehmer bei den beiden an - und sollte damit schließlich zum Multimillionär und Gründer der McDonalds-Corporation werden.
„Blind Side“-Regisseur John Lee Hancock widmet sich in „The Founder“ einem Kapitel in der Geschichte des bekanntesten aller Fast-Food-Imperien, über welches das Unternehmen ungern spricht. Im Zeitraum zwischen der Mitte der 1950er Jahre und dem Anfang der 60er Jahre riss Ray Kroc, ein Franchisenehmer der McDonald-Brüder, der seinerseits Lizenzen und Grundstücke an Franchisenehmer weitergab, die Macht im Unternehmen an sich. Unter Kroc kam es zur explosionsartigen Expansion und schließlich zur Verdrängung der McDonald-Brüder aus dem nach ihnen benannten Unternehmen. Hancock macht daraus ein interessantes Biopic, das einerseits viel über das Unternehmen mit den goldenen Bögen aussagt, andererseits das vielschichtige Portrait eines eiskalten, aber enorm erfolgreichen Kapitalisten zeichnet.
McDonalds steht für eine hocheffiziente, rationale und schnelle Essenszubereitung, eine weltweit standardisierte Produktpalette, eine beeindruckende Logistik und für seine strikte Kontrolle wie kaum ein anderes Unternehmen. Das fordistische Produktionsregime wurde in den Gründungsjahren auf die Gastronomie übertragen, das Essen wurde quasi am Fließband gefertigt und den Kunden damit nervige Wartezeiten erspart. Der Soziologe George Ritzer hat in Anlehnung daran bereits von einer „McDonaldization“ der gesamten Gesellschaft gesprochen. Und wenngleich die Sequenz, in der die Brüder Richard „Dick“ und Maurice „Mac“ Mcdonald dem Milchshake-Verkäufer Kroc ihr Geschäftskonzept vorstellen, etwas überspitzt sein mag, so macht sie doch genau dieses Geschäftskonzept des Unternehmens so anschaulich und pointiert deutlich, dass jeder Lehrer für Wirtschaftslehre Gefallen daran finden dürfte. In einer Rückblende wird gezeigt, wie die Brüder den Grundriss ihrer Küche mit Kreide auf den Boden eines Parkplatzes zeichnen und mit ihren Mitarbeitern den Herstellungsprozess ihrer Burger simulieren, bis die Raumaufteilung perfekt ist und das Burgerbraten wie eine eingespielte Choreographie abläuft.
Nicht minder interessant ist es im weiteren Verlauf des Films, wenn die Expansion des Unternehmens beleuchtet, das Franchisekonzept erklärt und die Tricks, mit denen Kroc seinen Gewinn steigerte, aufgezeigt werden. Hancock, der locker und kurzweilig erzählt, zeigt, wie Kroc Lizenzen an junge Pärchen vergab, die neue Filialen mit Akribie und Ehrgeiz führten, wie er die Grundstücke unter den Filialen kaufte, um über die Pacht mehr Geld zu verdienen, als ihm laut Vertrag mit den McDonald-Brüdern zugestanden hätte. Dabei kommt es zwar zu einigen offensichtlichen Übertreibungen, auch was die Konstruktion der Figuren angeht, sowie zu vereinzelten Dramatisierungen, Wirtschaftsgeschichte wurde dennoch selten interessanter erzählt.
Was die Hauptfigur Kroc angeht, so zeichnet „The Founder“ ein ambivalentes Bild des Unternehmensgründers. Der Kroc im Film ist einer dieser rastlosen, ehrgeizigen Kapitalisten, der den amerikanischen Traum leben will und dafür über Leichen geht. Seine Beharrlichkeit, sein Gespür für diese eine große Geschäftsidee nach einigen privaten Flops, seine Risikobereitschaft sind durchaus imponierend, seine Skrupellosigkeit dagegen abstoßend. Kroc drängt die Brüder McDonald aus der Burger-Kette, bis sie die einzige ihnen verbleibende Filiale nicht mal mehr nach dem eigenen Familiennamen benennen können. Er bricht seinen Vertrag mit den Brüdern, als er sich in einer Position der Stärke wähnt, hat andererseits aber mehr Geschäftssinn als die beiden, die im Film (wenig wahrheitsgemäß) als sympathische, aber provinzielle, als regelrechte Antikapitalisten dargestellt werden. Gespielt wird Kroc, dieser Gordon Gekko der 1950er Jahre, von einem charismatischen Michael Keaton, an dessen Lippen die Zuschauer förmlich kleben, wenn er zu längeren Reden über sich oder sein Unternehmen ansetzt. Dass Hancock diese Figur um eine private Facette erweitern wollte, ist verständlich, es gelingt ihm aber nicht wirklich die Szenen aus dem Eheleben Krocs stimmig in seinen Film zu integrieren.
Fazit:
„The Founder“ erzählt ein weniger bekanntes Kapitel aus der Geschichte des Fast-Food-Imperiums McDonalds, trotz einiger Übertreibungen, spannend und kurzweilig. Dabei werden zum einen das Geschäftsprinzip und die Expansionsstrategie des Fast-Food-Unternehmens thematisiert, zum anderen ein vielschichtiges und streitbares Bild des Unternehmensgründers Ray Kroc gezeichnet.
76 %