Eine Kritik von "Maichklang":
Wenn urbane Legenden als Inspiration dienen, sind der Kreativität eigentlich kaum Grenzen gesetzt, doch der „Bye Bye Man“, der irgendwo in der Liga zwischen Boogeyman, Bloody Mary und Candyman spielt, folgt relativ willkürlichen Regeln.
Die Studenten Elliot, seine Freundin Sasha und sein bester Kumpel John haben ein altes Haus abseits des Campus in Wisconsin angemietet, nichts ahnend, dass hier 1969 ein Amoklauf eingeleitet wurde. Nach kurzer Zeit findet Elliot die Worte „Don´t think it, don´t say it“ und darunter „Bye Bye Man“, worüber er seinen Freunden während einer Seance erzählt. Fortan halluzinieren die Freunde, denn der Bye Bye Man tötet nicht, - er lässt töten…
Vorab: Von einem Kinobesuch ist abzuraten, denn die Kürzungen machen sich überaus negativ bemerkbar, zumal der Streifen als Blu-Ray ungeschnitten erscheinen wird. Da sind schließlich auch einige blutige Einschüsse, ein offener Schädel nach Autounfall und diverse Stichwunden zu sehen, wobei die Gewalteinlagen insgesamt nicht allzu drastisch ausfallen.
Nach einem relativ blutigen Einstieg, der 1969 in Sachen Ausstattung recht glaubhaft erscheinen lässt und früh mit einer versierten Kamera aufwartet, geht es in die Gegenwart zu den austauschbaren Figuren, welche keine sonderlichen Sympathiewerte einheimsen. Immerhin kommen die obligatorischen Zutaten wie Seance und Entdeckung ominöser Räumlichkeiten rasch ins Spiel, danach folgen erste Halluzinationen, wobei drei Maden im Haar nun wahrlich nicht der Knaller sind.
Besser umgesetzt sind jene Einbildungen mit Figurentausch, etwa als Elliot meint, Freundin und Kumpel hätten etwas miteinander oder jemand anders einen schweren Autounfall am Bahnübergang wähnt. Später wird es gar noch verwirrender, als nicht mehr auf den ersten Blick klar wird, wer gerade was macht oder wen wahrnimmt. Visuell kann sich die Chose durchaus sehen lassen, mal abgesehen von einem schlecht animierten Höllenhund, der aussieht, als hätte man Hackfleisch per Stop Motion Technik belebt.
Leider gerät das Unterfangen selten spannend, zumal einige Hintergründe ausbleiben und man nie genau erfährt, was den Titelgebenden antreibt und wofür überhaupt die ominösen Münzen stehen. Der Showdown vermag dem nichts mehr entgegen zu setzten, zumal er etwas überhastet über die Bühne geht, sich allerdings Freiraum für mögliche Fortsetzungen offen hält.
Ob das hinsichtlich ausbleibender Originalität und mangelnder Atmosphäre Sinn macht, sei dahingestellt. Zwar liefert der Score ein paar gefällige Themen, die erwähnte Kamera arbeitet durchweg grundsolide, doch zumindest die Jungmimen vermögen nicht allzu sehr zu überzeugen. Interessanter fallen eher kleine Nebenrollen aus, wie Leigh Whannell als Amokläufer, Carrie-Ann Moss als Polizistin, Doug Jones als Titelgebender und Faye Dunaway als letzte Zeitzeugin.
Am Ende bleibt nicht viel vom Tschüss-Mann hängen, dem es an Originalität und spannenden Einschüben mangelt, da er viele bekannte Genreversatzstücke aneinanderreiht, die Geschichte zwar relativ flott, jedoch ohne Finesse runterleiert. Für weniger erfahrene Genrefreunde okay, alte Hasen dürften sich eher langweilen.
5 von 10