Eine Kritik von "Maichklang":
Sportfilme, insbesondere Kampfsportfilme folgen eigentlich einem absolut konventionellem Ablaufschema des Underdogs, der wie besessen für den großen Erfolg trainiert und diesen nach einigen Rückschlägen auch feiern darf. Manchmal ereignen sich jedoch auch Geschichten die das Leben schreibt, wie im Fall des Profiboxers Vinny Pazienza.
Boxer Vinny (Miles Teller) wird vom Management nach drei Niederlagen in Folge bereits abgeschrieben, da engagiert sein Vater (Ciarán Hinds) den ehemaligen Trainer von Mike Tyson, Kevin Rooney (Aaron Eckhart). Zwei Gewichtsklassen höher gewinnt er schließlich einen Titelkampf, doch dann wird Vinny in einen schweren Autounfall verwickelt und bricht sich das Genick. Sechs Monate werden Kopf und Hals per Halo, einem Metallgestell mit Schrauben fixiert und die Ärzte raten dringend davon ab, überhaupt noch einmal ans Boxen zu denken. Doch nach einiger Zeit trainiert Vinny heimlich im Keller seines Hauses…
Pazienza ist einer dieser typischen Underdogs mit Ecken und Kanten, vor allem aber mit ungebrochenem Willen und Kampfgeist. Dieses Gerüst am Kopf muss der ultimative Alptraum für Bewegungsfanatiker sein, denn Starrheit und Bewegungsunfähigkeit bestimmen den Alltag. Dabei hatte Vinny noch Glück im Unglück, denn drei Millimeter weiter wäre das Rückenmark durchtrennt gewesen und er handelt schon arg fahrlässig, viel zu früh mit dem Training zu beginnen und dabei irreparable Schäden zu riskieren. Aber so sind sie, die Sturköpfe italienischer Herkunft.
Teller ist stark in der Rolle der Hauptfigur. Nicht nur physisch, da ihm das unterschiedliche Gewicht durchaus anzusehen ist. Auch Verzweiflung, gepaart mit Ungeduld und ungebremster Motivation vermag er recht nuanciert darzustellen, während er im Ring eine gute Figur abgibt. Die Kämpfe sind derweil ordentlich choreographiert, nur mangelt es ein wenig an Dynamik und an spannenden Highlights.
Auf der Habenseite ist indes die Realitätsnähe des Geschehens zu verbuchen, obgleich das Zusammenspiel der Figuren auf emotionaler Ebene nicht allzu häufig zündet. Es sind mehr die Details und Eigenheiten einzelner Individuen, wie die Mutter, die während der TV-Übertragung im hinteren Kämmerlein betet oder der Bruder, der einen ungewöhnlichen Hang zu Elefanten aufgebaut hat. Es wirkt alles geerdet und in keiner Form übertrieben, nichts theatralisch oder forciert, was speziell in den ruhigen Szenen zu punkten vermag und einige Sympathien einfährt.
Innerhalb des Boxerfilms liefert der Streifen zwar nicht viel Neues, überraschen kann er Genrefans ohnehin zu keiner Zeit. Doch die Art und Weise wie sich ein totgeglaubter Boxer ins Leben zurückkämpft ist durchaus beachtlich und gleichermaßen unterhaltsam ausgefallen, obgleich die ruhigen Momente dominieren und die Fights bis auf zwei Hauptkämpfe eher Nebensache sind. Zumindest ein sehr gutes Beispiel für einen ungebrochenen Willen und ein solides Stück Film für Boxsportfreunde.
7 von 10