Eine Kritik von "Vince":
kurz angerissen*
Schade um die wirklich interessante Geschichte des zairischen Arztes, der auszog, um in einem kleinen französischen Dorf eine Praxis zu eröffnen. Man hätte es sicher verziehen, wenn der lehrreiche Beitrag zur Geschichte der französischen Integrationskultur einfach nur mit dem dicken Strich einer Comic-Satire überdeckt worden wäre; immerhin warnt ja bereits das Cover in den gelben Comic-Sans-Lettern einer typischen Verständigungskomödie der Marke Dany Boon. Sogar den merkwürdigen Rap-Song im Abspann verzeiht man, stammt er doch vom echten Sohn der Titelfigur.
Wo das Verzeihen jedoch schwer fällt, ist der Verbrüderungskitsch, auf den alles ausgerichtet ist. Wenn sämtliche Konflikte aufgelöst sind und selbst härteste Kartoffelbauern, die vermutlich sogar ihre eigenen Frauen mit Misstrauen strafen, zu den besten Freunden der exotischen Familie mutieren, verwandelt sich echte Empathie in falsche Rührseligkeit, eine Komödie mit dramatischem Kern zu einem emotionalen Schmierentheater.
„Ein Dorf sieht schwarz“ funktioniert daher fast nur in der ersten Hälfte, wenn die kulturellen Vorbehalte auf beiden Seiten noch frisch sind. Eine dunkelhäutige Familie, die in den 70er Jahren mitten auf einem französischen Feldweg im Regen steht, umgeben von Ackern und mit Aussicht auf einen langen Fußmarsch, da treffen zwei Welten aufeinander und klare Aussagen werden getroffen über die unterschiedlichen Annahmen, denen die jeweiligen Kulturen zugrunde liegen. Der fehlende Kontakt scheint hauptsächlich die Angst vor dem Unbekannten zur Grundlage zu haben; es ist spannend zu beobachten, wie die Einheimischen absurde Umstände in Kauf nehmen, um bloß nicht mit dem Farbigen in Kontakt zu geraten.
In der zweiten Hälfte erweisen sich aber nur noch die Besuche der Großfamilie aus Zaire als wertvoll; ihr lebensbejahendes, gegenüber den lokalen Gepflogenheiten allerdings auch respektloses Verhalten ist natürlich allerfeinster Nährboden für klassische Culture-Clash-Comedy nach Prinz-von-Zamunda-Art. Leider hat das Drehbuch zu diesem Zeitpunkt bereits längst zu zerbröckeln begonnen. Deutsche Schweig(höf)er-Komödien lassen grüßen, wenn mit für Familie Zantoko mit reichlich Naivität (oder aber Verklärung) sämtliche Drähte zum Dorfpöbel gekittet werden, bis der Ringelpiez getanzt wird und einem ganz schwindlig wird vor lauter Menschlichkeit.
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