Eine Kritik von "Lesotho":
Susanna, Spitzname Zazy (Ruby O. Fee), macht eine Lehre bei einem italienischen Schneider am Gardasee. Wirklich Spaß macht es ihr nicht, doch als sie sich mit der wohlhabenden Kundin Marianna anfreundet, glaubt sie bald, einen Ausweg aus der Langeweile gefunden zu haben: ihr Chef hat wohl ein Techtelmechtel mit Marianna und bei einem Ausflug (von dem Zazy zufällig erfährt) zu einer abgelegenen Kirche verunglückt der Schneider tödlich. Mit diesem Wissen beginnen Zazy und ihr labiler, den Drogen nicht gerade abgeneigter Freund Tomek (Philipp Boche), Marianna zu erpressen. Denn ihr Mann ist der erfolgreiche TV-Moderator Maximilian und Zazy möchte am liebsten eh zum Fernsehen…immer wieder schaut sie sich sehnsüchtig eine MTV-ähnliche Musikshow im Fernsehen an. Erst geht es bei den Erpressungen nur um einen Aushilfsjob, dann um ein Casting, später sogar um eine teure Wohnung. Das kann alles nicht gutgehen…
„Zazy“ ist auch irgendwie nicht richtig gut ausgegangen. M.X.Obergs Film „Stratosphere Girl“ von 2004 um ein Model in Tokio mochte ich sehr gern, besonders wegen der hypnotischen Bilder und den wunderbaren Stimmungen des Films. Auch hier, 12 Jahre später, bei „Zazy“, sind die Bilder schön, die Landschaften und Szenerien erlesen und edel, aber wirklich Spannung kommt nicht auf.
Leider – denn die Geschichte der ehrgeizigen Zazy krankt an gewissen dramaturgischen Schwächen. V.a. bei den Figuren fragt man sich, warum sie so agieren, wie sie agieren. Zazy wandelt durch diesen Film mit einer irritierenden Apathie. Und so hübsch Ruby O. Fee auch ist – sie wirkt wie betäubt und passiv, kaum initiierend, sondern nur reaktiv, gerade am Ende, als ihr unerträglicher Freund Tomek langsam durchdreht. Sie stolpert oft schmollmündig durchs Geschehen, aber wirkt dadurch nur wie eine Betrachterin ihres eigenen Schicksals
Tomek ist eine noch schwierigere Figur, gnadenlos unsympathisch und impulsiv. Szenen am Ende, als er Marianna, ihre goldene Gans, attackiert sind weniger bedrohlich, als vielmehr grotesk.
An sich ist die Geschichte eine wunderbare Patricia-Highsmith-Story, doch die problematische Figurencharakterisierung schafft eine große Distanz zum Geschehen, die das Aufkommen von Spannung leider erfolgreich verhindert, zumindest für mich. Lediglich das Ende ist konsequent und logisch – etwas, was ich mir früher für den Film gewünscht hätte.
Schön war, dass ich die Locations in der zweiten Hälfte des Films alle wiedererkannte, denn da spielt er nicht mehr am pittoresken Gardasee, sondern in Köln!
Die restlichen Schauspieler nerven nicht, aber richtig überzeugend fand ich es auch nicht. Schade, viel verschenktes Potenzial, schöne Bilder, hübsche, aber merkwürdige Hauptdarstellerin…eine konfuse Suppe. 4/10.