Eine Kritik von "Maichklang":
Deutschsprachige Produktionen aus dem Bereich des Düsterfilms haben es international immer noch schwer, eilt ihnen doch häufig der Ruf des Unterkühlten voraus. In der Dystopie von Autor und Regisseur Valentin Hitz geht es zwangsläufig eiskalt zu, denn es dreht sich um Tod und Ausbeutung.
Wien in einer nicht allzu fernen Zukunft: Vincent (Clemens Schick) arbeitet für eine Todesversicherung eines dubiosen Konzerns, der sich im Falle eines nicht versicherten Todes von den Komatösen nährt, indem diese als Datenspeicher, Gebärmaschine oder Organlager dienen. Nach einer Degradierung soll er im Untergrund arbeiten, um über die Widerstandskämpferin und Barsängerin Lisa (Lena Lauzemis) Informationen über eine mögliche Rebellion zu sammeln…
Hitz setzt auf komplett unterkühlte Bilder, eine kontrastarme Farbgebung, die selbst beim ohnehin seltenen Anblick von Pflanzen oder Bäumen in Richtung Schwarzweiß tendiert.
Im Untergrund herrscht ein schattenartiger Moloch, hinzu kommt die Bar, die vom Interieur stark an die Zwanziger erinnert, während speziell die Kleidung der Versicherungsvertreter an die der 50er angelehnt ist. Zwar schimmern ab und an Berliner Schauplätze durch, doch die komplette Trostlosigkeit ist optisch stimmungsvoll umgesetzt.
Trostlos kommen jedoch auch sämtliche Figuren daher, so etwas wie Hoffnung ist zu keiner Zeit in irgendeinem Gesicht abzulesen. Vincent agiert beinahe wie ein Roboter und liefert ein völlig überzeichnetes Profil eines typischen Vertreters. Erst im Verlauf gesellen sich leichte, emotionale Nuancen hinzu, - nur leicht, weil seine Gegenspielerin Lisa ebenso spröde wie kaltherzig rüberkommt. Das Katz-und-Maus-Spiel verläuft weitgehend spannungsarm und ohne Tiefgang, zudem ist früh absehbar, worin diverse Verschwörungsansätze gipfeln dürften. Und das trotz des Verwirrspiels um zahlreiche umgeschriebene Versicherungen.
Die eigentliche, ursprüngliche Thematik des Sterbendürfens kommt dabei viel zu kurz, nur mit einem beiläufigen Satz wird die Frage gestellt, inwieweit die Komatösen noch Empfindungen haben könnten, auch technisch wird nichts über die Art der Ausbeutungen preisgegeben. Man sieht lediglich die Halbtoten in einem gläsernen Behälter mit Schlauchanschluss oder wahlweise mit Dioden am Kopf. Immerhin ist der Ausgang konsequent und die finalen Bilder sind vom Kameramann Martin Gschlacht sehr kunstvoll eingefangen, doch das wertet das emotionslose Treiben nur geringfügig auf.
Den glaubwürdig performenden Mimen ist bei alledem nichts vorzuwerfen, eher tragen die teils abgehackten Dialoge zur weiteren Gefühlskälte bei. Das geringe Budget ist der Produktion nur selten anzusehen, der Score geht in Ordnung und auch die Ausstattung ist solide. Die Geschichte bleibt indes inhaltlich dünn, es kommt insgesamt zu selten Spannung auf, wogegen die düstere Grundstimmung zu den wenigen Pluspunkten zählt.
Eine Zukunftsmusik, die wahrlich kalt lässt.
4,5 von 10