Eine Kritik von "El Sepp":
Aufgrund der langsam schwindenden Erinnerungen an die Made-in-Germany-Tour, welche ich 2011 selbst Live erleben durfte, war ich natürlich voller Vorfreude auf dieses Kino-Ereignis. Wurden doch bereits die vergangenen Konzerte für das heimische Wohnzimmer optimal ausgewertet, war das Interesse und die Erwartung an diesen Konzertfilm natürlich hoch. Zwar gehören die von Jonas Akerlund inszenierten Rammstein-Videos (Ich tu dir weh, Mann gegen Mann, Pussy) mit Abstand zu den schwächsten, da es sich im Grunde um Live-Performances handelt. Dies hätte jedoch bei einem Konzertfilm durchaus ein Gewinn sein können. Hätte, hätte Bondage-Kette. Der Film ist eine Aneinanderreihung von Fehlern im Ton- und Filmschnitt, in der Kameraführung und der Bildkomposition.
Die Kamera- und Bildkompositionsfehler könnte man noch auf die 30 festinstallierten Kameras schieben, die keine Kamerabewegung zulassen, aber da eine Rammstein-Show von vorne bis hinten choreographiert ist und von daher alles absehbar war, ist dies nicht zu entschuldigen. Heraus kamen reihenweise abgeschnittene Köpfe, sodass allenfalls die Kinnpartie noch zu sehen war. Die von Till Lindemann so typische Mimik wurde so in den seltensten Fällen gebührend eingefangen. Wenn sie denn eingefangen wurde, konnte man sie visuell kaum greifen, denn ein weiteres Problem war der Schnitt. Unfassbar schnelle Schnittfolgen, geschätzt alle 12 Frames wurde geschnitten. So wurde dem Zuschauer das Konzert zwar gezeigt, sehen konnte er es dennoch nicht. Bei ruhigeren Liedern (Mutter) oder imposanten Bühnenshows (Mein Teil) wurde die Schnittfrequenz zum Glück etwas herunter geschraubt. So kam wenigstens das Auge zur Ruhe. Das Ohr jedoch wurde zwischen den Liedern von teils fürchterlichen Schnitten auf der Tonspur gequält. Ein brüllendes, jubelndes und klatschendes Publikum wurde von jetzt auf gleich still geschnitten, kein Aus- oder Einblenden.Sehr störend waren auch die Video-Effekte, wie Kaleidoskope, massenhaft Bildüberblendungen und CGI-Effekte. Plötzlich hat Till Lindemann eine gespaltene Zunge oder Aligatorenaugen. Plötzlich schießt Flake Blitze aus seinen Fingern. Plötzlich muss das ohnehin schon beeindruckende Geschehen auf der Bühne durch CGI noch weiter ausgebaut werden? Warum wird das Bild wahlweise horizontal oder vertikal gespiegelt? Alles wirkte hier wie das Urlaubsvideo eines übermotivierten Familienvaters, der erstmal alle Effekte seiner Videobearbeitungssoftware ausprobieren will.
Dieser ach so gelobte Film ist kein Vergleich zu den bisherigen Publikationen Live aus Berlin, Völkerball und Rammstein in Amerika.
So bleibt am Ende die Band selbst, das einzig lobenswerte an diesem Film, auch wenn diese nicht standesgemäß in Szene gesetzt wurde.
Schade.
3 von 10 Flammenwerfern