Eine Kritik von "Chriz Mecklenburg":
Fazit: Der Schwede Akerlund (Horsemen; Small Apartments) ist ein sehr extremer und erfolgreicher Videoclip-Regisseur. Für die ostdeutsche Schwermetalband Rammstein drehte er bereits "Mann gegen Mann", "Pussy", "Ich tu dir weh" und "Mein Land". Immer mit dem Ziel der Provokation gleich zu kommen. Bei "Mann gegen Mann" geben sich die Mannen um Till Lindemann fast nackt und homoerotisch, während bei "Pussy" oder "Mein Land" eher eine parodistische Note und bewusste Übertreibung zur Musik mitschwingt. Vor allem "Ich tu dir weh" spielt bei diesem Konzertfilm eine wichtige Rolle, ist es doch die indirekte Live-Fortführung dieses ehemals in Deutschland indizierten Studioclips. Akerlund setzt die sechs Musiker einem Schnittgewitter aus, welches man so nicht gesehen hat. Das weckt sofort Erinnerungen an meinen letzten Kinotrip in 2015: "Rammstein in Amerika", der allerdings diesem Film nicht wirklich die Stirn bieten, da er nur statisch geschnitten und nicht gelebt werden kann. Akerlund vermischt die sprachliche Fantasie Lindemanns und die pyromanische Bühnenshow der Band mit seinen ihm verstörenden, ästhetisch glänzenden Bildern, die inneinanderlaufen, ausbrechen, zerhackt werden, digital verfremdet wurden und besser als Einzelclip in Form einer Singleauskoppelung funktionieren denn als Neunzigminüter. Auf Dauer ist das Spektakel nämlich ziemlich ermüdend und stellenweise auch etwas nervig. Es flackert wild über die erstarte Linse und zerfrisst den Zuschauer förmlich.
Da stellt sich mir auch noch die Frage, ob man dieses Stück nicht eher als Demontage sehen kann. Die Band R+ ist schliesslich für ihr minimalistisches Liedgut und ihre Live-Kraftmeierei bekannt. R+ steht im Bezug des Betrachters. Doch der Betrachter hat bei diesem Film nicht mehr die Möglichkeit sich selber ein Urteil auszusuchen und zu bilden, sondern wird der filmischen Gewalt von Akerlund ausgesetzt und kann überhaupt nicht mehr nach Fehlern suchen. Der einzige Fehler ist aber, diese Band in ein sekundäres Inferno einlaufen und sie zu reiner Über-Fiktion werden zu lassen. Zwiespalt sät meine Gedanken. Ob ich das auf DVD haben muss?