Eine Kritik von "Vince":
kurz angerissen*
In der nahenden Retrospektive für das Kinojahr 2017 wird man „Life“ wohl vor allem als locker-leichten Obstgarten in Alternative zur diesjährigen „Alien“-Kopfgeburt zu schätzen wissen. Mit seinen nahtlosen Plansequenz-Abläufen und der optischen Nähe zum 2013er-Überraschungserfolg „Gravity“ lädt er zum Versinken im Fernsehsessel geradewegs ein. Stromlinienförmig bahnt sich die Kamera ihre Tunnel durch das begrenzte Set, verspricht zur Abenteuersimulation im Weltall zu werden. Sie folgt ihrer Attraktion, einer Kreatur, die zwar betont biologischen Ursprungs ist, jede Ähnlichkeit zu Säugetieren aber tunlichst vermeidet. Tiefseebewohner und Insekten dürften beim Creature Design Modell gestanden haben.
Das Alieneske ergibt sich in „Life“ also nicht wie bei „Alien“ aus der abstrahierten Ähnlichkeit zum Menschlichen, sondern aus dessen Negation. Und doch möchte der vermarktungstechnisch etwas schlaff klingende, semantisch aber vieldeutige Titel gerade auf das Modell Mensch hinaus: Wie funktioniert das Leben und wie gelang es dieser Spezies, sich auf der gesamten Erde auszubreiten?
Der kulturpessimistische Grundton des Films spiegelt sich einerseits in dem von Jake Gyllenhaal gespielten Charakter, der Astronaut geworden ist, um der Ignoranz seiner Artgenossen entfliehen zu können. Andererseits schlägt er sich in der Gefährlichkeit des schnell wachsenden Alien nieder, das man nicht einmal als bösartig bezeichnen möchte, weil es unbeeinflusst von Wertevorstellungen seinem Instinkt folgt, sich aber eben doch als rücksichtslos herausstellt, ist es doch ausschließlich auf die eigene Ausbreitung bedacht und kümmert sich nicht um den Untergang der Spezies, mit denen es seinen Lebensraum teilt.
Insofern ist das glibbrige, mit Tentakeln und Flügeln ausgestattete Wesen natürlich die Verkörperung nicht eines einzelnen Menschen, sondern der menschlichen Schöpfung, die selbiges mit ihrem Planeten anstellt und dabei auch nicht zwangsläufig als bösartig zu bezeichnen ist, sondern schlichtweg als ignorant und dumm.
„Life“ ist also offensichtlich keine hirnlose Monster-Action im Weltall, verpackt seine Substanz aber dennoch in leicht bekömmlichen Päckchen mit einem Spannungsaufbau, der zugegebenermaßen flutscht wie Butter. Daniel Espinosa vermag sein Publikum nie wirklich zu irritieren, zu fordern oder zu überraschen, was den publikumswirksamen Twist am Ende mit einschließt, aber er weiß das literarische Prinzip eines Page Turners geschickt auf den Film zu übertragen. Damit hinterlässt er nicht das Gefühl, etwas Großartiges geschaffen zu haben, dafür aber Zufriedenheit ohne Wenn und Aber.
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