Eine Kritik von "Maichklang":
Horror und Grusel sind nicht gerade das, was man vorrangig auf einer Theaterbühne erwarten würde, doch vielleicht genau deshalb hat sich das ungewöhnliche Konzept von Jeremy Dyson und Andy Nyman erfolgreich durchgesetzt. Zwar merkt man der Adaption zum Spielfilm seine Herkunft zuweilen an, doch das inszenatorische Geschick lässt kleinere Schwachstellen beinahe nichtig erscheinen.
Psychoanalytiker Philip Goodman (Andy Nyman) war Zeit seines Lebens damit beschäftigt, vermeintlich paranormale Begebenheiten zu entlarven. Nun erhält er von einem älteren Kollegen den Auftrag, drei Fälle zu durchleuchten, die bis heute Rätsel aufgeben. Dabei wird Goodman im Verlauf mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert…
Im weitesten Sinne handelt es sich um einen Episodenfilm, denn abgesehen von der Rahmenhandlung um Goodman und seinen Recherchen werden drei unterschiedliche Geschichten über drei Menschen bei Nacht erzählt: Ein Nachtwächter erlebt in einer ehemaligen Nervenheilanstalt die unheimlichste Schicht seines Lebens, ein junger Autofahrer bleibt mit seinem Wagen auf einsamer Straße im Wald liegen und ein Bankier erfährt in seiner Residenz, wie sich Poltergeister äußern. Es folgt ein weiteres Kapitel, in dem Goodman selbst im Fokus steht und schließlich ein Twist, der die Geschichten ansatzweise miteinander verknüpft.
Was den Machern besonders gut gelingt, ist die Etablierung einer latent unheimlichen Atmosphäre. In der scheinbar verwaisten Anstalt wird gekonnt mit Geräuschen innerhalb der Stille gespielt, die karge Ausleuchtung und das damit verbundene Erahnen von Gestalten in dunklen Winkeln sorgt für Spannung. Gleiches gilt für die zweite Episode, in der sich der Fahrer vor Angst kaum aus dem Auto traut. Etwas aufgelockert wird die Anthologie mit dem dritten Kapitel, in der ein Schnösel mit zynisch-arroganten Sprüchen um die Ecke kommt, bevor ihn das Grauen in den eigenen vier Wänden ereilt.
Danach geht es teils recht surreal zu, Räumlichkeiten verwandeln sich oder werden schlicht ausgetauscht, gleiches widerfährt einigen Figuren, die zuvor an anderer Stelle auftauchten.
Die eigentliche Pointe ist zwar nicht wirklich innovativ, doch sie fällt in sich schlüssig aus und bindet final einige Details ein, die im Vorfeld eventuell ein wenig untergingen.
Bei alledem stimmt das Timing und auch die Mehrheit der Jump Scares zündet. Hier macht sich allerdings die Herkunft der Theaterbühne bemerkbar, da die dazugehörige Sounduntermalung wie ein Knalleffekt im Vordergrund steht, während die Schockmomente an sich nicht übermäßig kreativ erscheinen.
Darstellerisch wird solide Kost geboten und auch der Score bringt ein paar gelungene Arrangements ein.
Wer es eher altmodischer und nicht allzu grell und blutig mag, könnte mit dem britischen Episodenfilm warm werden. Spannung und Atmosphäre sind partiell sehr stark und auch die eine oder andere überraschende Einlage vermag zu gefallen. Einzig die ausbleibenden Pointen der drei Erzählungen bilden einen Wehrmutstropfen, zumal diese im Endeffekt wenig miteinander gemein haben. Ansonsten ein passender Film für den gepflegten Gruselabend.
7 von 10