Eine Kritik von "Vince":
kurz angerissen*
Vermeintlich nur ein weiterer Anthologiefilm aus der Horror-Ecke, der kleine Gruselgeschichten um unerklärliche Phänomene assoziativ miteinander verbindet. Ein Detektiv (Andy Nyman, nicht etwa Martin Freeman, wie uns die Werbeabteilung weismachen will; der spielt nur eine Nebenrolle) fungiert als Tourguide bei einer Geisterbahnfahrt, die es weniger auf Blut als vielmehr auf hochstehende Nackenhaare abgesehen hat. Die präsentierten Geistergeschichten erzeugen beim Zusehen allesamt ein um sich greifendes Gefühl der Unbehaglichkeit, das der Ausbreitung von Kälte ähnlich ist und deswegen am besten im dunklen Wohnzimmer bei brennendem Kamin goutiert wird. Und das liegt nicht nur an den übernatürlichen Erscheinungen; schon die Erzähler irritieren den Gesprächspartner im Handlungsrahmen mit unberechenbarem Verhalten und unheimlichen Interview-Schauplätzen.
Die einzelnen Episoden ergeben im Sinne einer abgeschlossenen Pointe dabei noch wenig Sinn, ein Schuh wird erst draus, wenn man sie puzzle-artig miteinander kombiniert. Zu diesem Zweck wird viel Wert auf die formelle Ebene gelegt; man könnte sogar sagen, dass die Form den Inhalt aus dem Bild schiebt, je näher man der endgültigen Auflösung kommt. Rote Heringe verteilen sich wie Brotkrumen durch die einzelnen Geschichten. Geht es einmal noch um ein blasses Mädchen im gelben Kleid, das unerklärlicherweise durch eine alte Aufbewahrungsanstalt schleicht, taucht sie beim nächsten Mal in Form einer Puppe in einem Laufstall auf. Solche Überleitungen verteilen sich zuhauf über den gesamten Film, selbst die Rahmenhandlung bleibt von Schattenbildern aus dem Zwischenreich nicht verschont. Die Fassaden, die dem Film als Kulisse dienen, werden am Ende mehrfach durchstoßen; man gewährt uns sozusagen kurze Blicke hinter die Kulissen der Produktion, beziehungsweise hinter die Kulissen der Psychologie des Antwortsuchenden.
Wenn die Fäden schließlich alle miteinander verknüpft werden, ist natürlich auch viel Gimmickhaftes im Spiel. So manch bedeutungsvoll erscheinendes Filmrätsel entpuppt sich als semantisch leer. Falls bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht durchgerungen, eröffnen sich spätestens jetzt Parallelen zu der traumartigen Atmosphäre vieler Stephen-King-TV-Filme, insbesondere wenn man an "Riding The Bullet" von Mick Garris denkt. Wer deren sonderbare Grundstimmung noch einmal in einer handwerklich hochwertigeren Umsetzung genießen möchte, ist bei "Ghost Stories" ohne Zweifel an der richtigen Adresse.
*weitere Informationen: siehe Profil