Eine Kritik von "Leimbacher-Mario":
Sim City
Robert Rodriguez hat sein Bestes getan, einen abgelegten James Cameron in dessen Stil zu reanimieren und vollenden. „Alita: Battle Angel“ hat Herz, sieht spektakulär gut aus und ist das, was „Ghost in the Shell“ vor zwei Jahren gerne gewesen wäre. Auch erinnert er gehörig an „Ready Player One“ oder „Elysium“, doch die haben wohl eher von ihm bzw. seinem recht alten Ausgangsmaterial abgekupfert als andersrum. Erzählt wird in dem futuristischen Cyberpunk-Actioner von einer Robotress, die von einem Professor auf dem Schrottplatz gefunden wird und mit Ersatzteilen repariert wird. Sie wird auf den Namen Alita getauft und überrascht, in dem sie über enorme Kampfskills verfügt und dem unfairen, undurchsichtigen System den Kampf erklärt...
„Alita: Battle Angel“ ist sehr massentauglich und geradeaus geworden, die Kombi Rodriguez/Cameron funktioniert und steht nicht nur für einen hochwertigen Look. Das ist noch weit untertrieben: die Effekte sind top notch und befördern durch die Bank Kinnladen auf den Boden. Allein Alita sieht fotorealistisch aus und gewinnt so noch schneller Herzen als mit ihrem süßen, zwiespältigen Wesen ohnehin. Sie ist Kern und Seele des Films, durch sie funktioniert er. Christoph Waltz ist solide, er kann gar nicht schlecht, vielleicht etwas unterfordert. Die Designs und manchmal sogar überraschenderweise der Härtegrad haben es in sich, die Actionsequenzen lassen das Kino beben. Audiovisuell ist das ein tadelloser Schmaus. Ich kann die Hülle kaum genug loben, man kann sich kaum satt sehen.
Weniger toll hat mir die Liebesgeschichte gefallen, die einen recht großen und wichtigen Teil ausmacht. Das wirkte oft aufgesetzt, kindisch und naiv. Mich hat es jedenfalls nie wirklich berührt. Zudem werden zu erwartende philosophische Fragen eher hinten angestellt und es wird sich auf das Kawumm konzentriert. Wogegen ich wie oben schon gesagt, wenig einwenden kann. Gegen den etwas schalen Eindruck, dass das Ganze nur als Auftakt oder Teaser zu etwas Größerem, noch Spektakulärerem dienen könnte, dagegen schon. Wenn man sich von den aufregend tollen Visuals nicht allzu lange blenden lässt, bleibt da im Endeffekt wenig hängen oder wird wenig tiefer beleuchtet. Verdammt launiges Entertainment gibt‘s jedoch durchgehend, darüber kann es kaum zwei Meinungen geben. Mit einer absoluten Sympathieträgerin aus Pixeln und Bytes, vielleicht einer neuen Ikone.
Fazit: Alita ist eine liebenswerte Heldin, sie und ihre Welt sind grandios animiert, die Action ist hart und butterweich zugleich. All das ist edel und lässt „Alita Battle Angel“ zu einer Empfehlung werden, eher für Mainstreamgucker als für Animefans. Wäre die Story doch nur abgeschlossener, runder und voller, wären die Themen doch nur tiefgreifender und wäre die Kernliebesbeziehung doch nur greifbarer und reifer. Als reine Unterhaltungsbombe dennoch einschlagend und sehr befriedigend!