Eine Kritik von "Vince":
kurz angerissen*
Eigentlich ist die Welt von „Alita“ auch nicht weniger artifiziell als all die anderen gefloppten Versuche von „John Carter“ bis „Mortal Engines“, eine neue Marke in der Science Fiction zu etablieren. Insofern hält sich die Überraschung über das Scheitern an der Kinokasse in Grenzen. Gerade die Actionszenen bewegen sich fließend wie Wasser, regelrecht kantenlos von Frame zu Frame, Szenenübergänge inbegriffen. Hauptsache, alles ist stets in Bewegung. Eine futuristische Sportveranstaltung mit „Rollerball“- und „Tron“-Anlagen fungiert als Schmiermittel, falls die Maschinerie mal ins Stocken gerät. Abseits jener Leinwand-Großereignisse und einiger Kneipen- Kanalisations- und Seitengassen-Prügeleien inszeniert Robert Rodriguez zwar einen erstaunlich ruhigen Film, doch irgendein Bildelement ist immerzu in Bewegung; und seien es nur die rollenden Augen der Hauptattraktion.
Alita schmiegt sich ideal in die Wogen dieser konstruierten Welt ein. Sie selbst ist das Wasser, dessen Eigenschaften den Flow ihres Abenteuers bestimmen: Weich und unschuldig bei ihrer Geburt, gewinnt sie an Härte, wenn sie auf Widerstände stößt. Vielleicht hat Rodriguez damit bereits die Hauptmerkmale der Manga-Vorlage erfasst. Die Faszination für das Zusammenspiel von Fleisch und Robotertechnologie weiß das Produktionsdesign ohne jeden Zweifel zu transportieren; es beseelt diese Produktion geradezu. Noch dazu sind wir nun an einem Punkt angelangt, da Rechnerfiguren die Magie der Imperfektion erlernt haben. Wenn man ehrlich ist, ist die Performance-Capture-Maske auf der Grundlage der Schauspielerin Rosa Salazar wesentlich interessanter als das reale, aber uninteressante Gesicht eines Taylor Kitsch im eingangs erwähnten „John Carter“. Die Animationskünstler setzen gerade beim Lächeln kleine Makel in das ansonsten so perfekt wirkende Antlitz, dessen geometrische Form nichts dem Zufall überlässt, um an den Beschützerinstinkt zu appellieren, der schlussendlich ein leeres Gefühl bleibt; denn natürlich ist dieser Cyborg alles andere als hilflos.
„Alita: Battle Angel“ hätte in Bezug auf Maschinen-Philosophie sicherlich noch anregender gestaltet werden können; stattdessen werden eben die Anlagen des körperlosen Mainstream-Entertainments gekonnt umgeleitet und in eine eigene Form gegossen. Großes SciFi-Kino ist das noch nicht, aber zumindest von den massiven strukturellen Problemen der großen Multimillionen-Dollar-Events wie „Avengers: Endgame“ oder „Star Wars – The Rise of Skywalker“ ist hier nichts zu spüren. Die Ungerechtigkeit liegt mal wieder darin, dass jene vermutlich schon bald weitergeführt werden. Für Alitas Geschichte, die kurz vor dem Abspann regelrecht um eine Fortsetzung fleht, sieht es da schon düsterer aus.
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