Eine Kritik von "Vince":
kurz angerissen*
Dass das „Based on a True Story“-Emblem für phantastische Filme in aller Regel eher ein Abtörner als ein Heißmacher ist, hat sich immer noch nicht herumgesprochen. Im Fall von „Winchester“ liefert es aber zumindest ein vielversprechendes Setpiece (auch wenn Darren Lynn Bousman 2016 mit „Abattoir“ eine vergleichbare Idee aufgriff). Ein labyrinthisches Landhaus, das permanent im Aufbau begriffen ist? So etwas hat bezogen auf den klassischen Haunted-House-Horror schon psychologische Meta-Qualitäten, verspricht man sich aus dem Irrgarten mit verwinkelten Raumkonstruktionen doch einen dementsprechend verdrehten Geisteszustand der Hausherrin und somit ein packendes Katz-und-Maus-Spiel mit schiefen Winkeln, Dead Ends und unvorhersehbaren Begegnungen.
Die Spierig-Brüder sind nun der Ansicht, der Zuschauer müsse zunächst einmal über die Funktionsweise eines Labyrinths aufgeklärt werden, also beginnen sie ihre Handlung mit einem Rundgang durch das Haus. Jason Clarke wird von Hausherrin Helen Mirren auf gewisse Eigenarten des Gasthauses aufmerksam gemacht und der Zuschauer identifiziert auf Anhieb Mechanismen, die sich für mögliche Grusel-Sequenzen in den späteren Akten eignen könnten: Was mögen die Geister wohl mit den Sprachröhren anstellen, mit denen die Räume verbunden sind? Wie eignet sich wohl der wie in der Warteschlange einer Themenpark-Attraktion angelegte verschlungene Gang zum obersten Raum für eine Verfolgungsjagd?
Die Ahnung von zukünftigen Schockmomenten soll Suspense schüren, am Ende schürt sie aber bloß eines: enttäuschte Erwartungen. Harte Buh-Effekte werden stumpf aufgelöst, ohne zur Handlung etwas beigetragen zu haben, Subplots verebben irgendwann wie einige der exzentrisch verlegten Gänge einfach im Nichts. Mirren müht sich redlich, die dunkle Eminenz zu markieren, findet sich aber zwischen Autismus und Rätselhaftigkeit gefangen, ohne dabei von einem wahrhaft interessanten Charakterprofil profitieren zu können. Clarke bleibt im Umkehrschluss trotz diverser Begegnungen mit Geistern viel zu sehr Herr seiner Sinne, als dass sich der Zuschauer durch seine Haut hindurch allzu stark fürchten könnte.
Und dann ist da am Ende eben wieder die enttäuschende Schuldfrage, mit der die Motivation der Geister in rationale Muster gepresst wird. An diesem Punkt sind nicht einmal mehr die „13 Geister“ (2001) fern. Mit den Erwartungen an ein geschmackvolles Horror-Drama mit historischen Bezügen blickt man ziemlich entgeistert auf das finale Ergebnis...
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