Eine Kritik von "Maichklang":
Schauspielerin Taylor Hickson dürfte sich nur noch mit Schrecken an die Dreharbeiten zu „Ghostland erinnern. Denn während des Drehs schlug sie so heftig an das Glas einer Tür, dass dieses zerbrach und heftige Verletzungen in Gesicht und Oberkörper verursachte. Eine lange Narbe an ihrem linken Unterkiefer zeugt noch immer von dem Ereignis, an dem die Produktionsfirma und Regisseur Pascal Laugier nicht ganz unschuldig gewesen sein sollen.
Die ungleichen Schwestern Beth (Crystal Reed) und Vera (Taylor Hickson) ziehen mit ihrer Mutter (Mylène Farmer) ins alte, abgelegene Haus ihrer verstorbenen Tante. Während sie sich im Haus einrichten, kommt es zu einem folgenschweren Überfall, den Beth Jahre später scheinbar verdaut hat, indem sie ein sorgloses Leben als Erfolgsautorin führt. Doch dann erhält sie einen Anruf von Vera, die noch immer in dem Haus lebt…
Über Laugiers „Martyrs“ wird auch zehn Jahre nach Erscheinen noch heftig diskutiert, vorliegendes Werk hinterlässt diesbezüglich keine allzu nachhaltigen Spuren.
Immerhin spielt die Geschichte überwiegend geschickt mit Metaebenen, was bereits nach einer Viertelstunde einsetzt, da der Überfall reichlich unvermittelt einsetzt und die krasse Szenerie durchaus der Einbildung von Beth zuzuordnen wäre, die ja eine kreative Autorin ist.
Mit dem Unsicherheitsfaktor, pendelnd zwischen Wahn, Verarbeitung und Erwachen spielt Laugier durchaus geschickt, gleichermaßen gelingt es ihm im Verlauf, vermeintliche Logiklücken weitgehend zu schließen.
Allerdings bedient sich die Handlung einiger gängiger Verlaufsmuster und Klischees und auch einige Jump Scares leiden unter allgemeiner Vorhersehbarkeit. Zudem erscheint das Setting mit einigen verwinkelten Räumen und einer schier unüberschaubaren Anzahl unterschiedlich (hässlicher) Puppen ein wenig zu überladen, zumal im letzten Drittel ausschließlich diese für kleine Erschreckmomente sorgen.
Auf der Habenseite ist indes die handwerkliche Umsetzung zu verbuchen. Die Kamera arbeitet sehr effektiv, der Schnitt ist sauber und auch der zurückhaltende Score mit Betonung auf Piano unterstreicht eine latent surreale Atmosphäre. Zudem leisten die drei Hauptdarstellerinnen hervorragende Arbeit, gleiches gilt für das teils aufwendige Make-up in Sachen Puppenverwandlung und Blessuren.
Insofern erscheint eine FSK16 an einigen Stellen arg grenzwertig, zumal der Thrill, speziell im finalen Akt nicht ohne ist, obgleich keine allzu graphischen Einlagen auszumachen sind. Eher ist es der latente Terror, der relativ erbarmungslos und manchmal auch gnadenlos wuchtig Einzug hält.
Trotz etwas zuviel Gekreische und merkwürdig anmutenden Antagonisten ein insgesamt unterhaltsamer, zuweilen durchaus spannender Beitrag, der mit einigen Twists und effektiv inszeniertem Terror bei Laune hält. Zwischen Candy Bus, Puppenmechanik und einem Lovecraft mit Extremkinn hätte es insgesamt gerne noch ein wenig garstiger zugehen dürfen.
6,5 von 10