Eine Kritik von "Vince":
kurz angerissen*
Nur acht Jahre nach Ridley Scotts „Robin Hood“ bestand nun nicht gerade äußerste Dringlichkeit, das Andenken an den englischen Volkshelden mit Zielwasser im Blut aufzufrischen. Das „Go“ der Produzenten gibt jedenfalls Rätsel auf: Ein Robin Hood ist eben dieser Tage kein Batman oder Spider-Man, zumal mittelalterliche Stoffe im Allgemeinen dazu neigen, an der Kasse unterzugehen. Was hätte anders dabei herauskommen können als das letztlich zuverlässig eingetretene Verlustgeschäft?
Wahrscheinlich war der Bogenexperte mit sozialer Ader auch gar nicht die eigentliche Inspiration für den Versuch, sondern lediglich das Gefäß. Blickt man auf das anachronistische Durcheinander, aus dem sich Nottingham zusammensetzt, scheinen insbesondere die Entwicklungen auf dem Videospielmarkt ins Interesse der Produzenten gerückt zu sein: Wenn sich ein Kratos unter Beifall der Konsoleros grimmig durch die griechische Mythologie metzeln darf und wendige Fassadenläufer mit Kapuze per Animus durch die Weltgeschichte katapultiert werden, um dort auf antiken Dächern herumzuturnen, kann man den Rächer der Enterbten dann vielleicht auch von seinen grünen Strumpfhosen befreien und mit ein paar coolen Moves ausstatten?
Doch Obacht, Freunde des Trash-Vergnügens, die ihr bereits eine auf Modemagazine abonnierende Style-Checker maßgeschneiderte Vollkatastrophe wittert: der 2018er Robin eignet sich nicht dazu, dass man sich über ihn oder seine Präsentation lustig macht. Dafür ist er zu defensiv umgesetzt. Taron Egerton, Jamie Foxx, Ben Mendelsohn und Eve Hewson geben sich keine Blöße, stattdessen langweilen sie bloß mit ihren völlig durchschnittlichen Darbietungen, die nicht den Mut haben, sich den Höhen und Tiefen ihres Spektrums hinzugeben. Die Stadtteile Nottinghams wirken wie Videospiellevel, die strategisch für garantiert überraschungsfreie Action-Einlagen genutzt werden, während Robins Pfeile mit der nativen Perfektion des digitalen Computereffekts stets die Unfehlbarkeit des Helden unterstreichen – egal ob das Zielfernrohr nun einen Feind zeigt oder das Herz seiner geliebten Marian, um die herum ein Liebesdreieck für zusätzlichen Pfeffer sorgen soll, während England vor die Hunde geht (drittes Rad am Zweirad: Jamie Dornan als tief in der Ehre verletzter Intellektueller).
Diese Bestandteile werden durchaus schlüssig miteinander verbunden, die Erzählweise ist jugendlich-modern und das Tempo ausgewogen. Doch in der Summe erscheint das alles schrecklich stromlinienförmig, mutlos und redundant. Es wird einem somit nicht nur der gute Film gestohlen, den ohnehin niemand erwartet hatte, sondern zugleich der Spaß an der Entstehung eines Totalschadens. Nichts könnte schlimmer für den Unterhaltungswert sein als ein Projekt, das moderat gegen die Wand gefahren wird und beim Berühren des Mauersteins „klopf“ macht anstatt „crash“.
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