Eine Kritik von "SebMoriarty":
*** Der Text enthält Spoiler ***
Die 2016 gestartete neue Reihe aus dem Universum rund um Harry Potter, die Wirtschaftsabteilung nennt das Ganze „Wizarding World“, geht in seiner zweiten Filmreihe in die zweite Runde. Was dieser zweite Teil einer auf fünf Filme angelegten Reihe allerdings mit den titelgebenden Tierwesen zu tun hat, leuchtet mir nicht (mehr) so ganz ein.
Inhaltlich tut sich in den knapp 134 Minuten eigentlich gar nicht mal so viel. Die ganze Geschichte wirkt aufgeblasen und dabei auch etwas konfus. Da bringt auch der immer wieder eingestreute Fanservice mit dem Bezug auf die bekannte Potter-Reihe nicht viel.
Grindelwald bricht aus und möchte sich den aus Teil eins bekannten Credence Barebone us strategischen Gründen untertan machen, während Newt hinter Tina, Jacob hinter Queenie und die magische Strafverfolgungsbehörde hinter allen inklusive Dumbledore her ist. Im Groben war's das. Dabei gibt es schon ein paar gute Szenen, wie zum Beispiel Grindelwalds Versammlung gegen Ende, die vereinfacht vorführt, wie billiger Populismus funktioniert. Auch ist der Ton insgesamt dunkler gehalten, was dem Film gut zu Gesicht steht. Doch insgesamt findet sich einfach zu viel Leerlauf, mitunter sogar Langeweile in den Versatzstücken, aus denen das Ganze zusammengeschustert wurde. Was im Vorgänger noch halbwegs funktionierte (auch aufgrund des neuen Szenarios), lässt einen hier etwas ratlos von Szene zu Szene blicken. Ich drifte mal etwas in Klischees ab und sage, dass die Magie, die die Potter-Reihe innehatte, hier einfach nicht vorhanden ist. Und das liegt einfach an einer zerfaserten Inszenierung und einer Geschichte, die sich nicht oder zumindest zu wenig entwickelt. Vielleicht ist Frau Rowling auch einfach nur satt, denn wenn am Ende Credence noch mit dem Namen Dumbledores präsentiert wird, dann ist man ungefähr auf dem Niveau, dass man von einer Folge „Dallas“ kennt. Das Schlimmste daran: es ist schon längst zu spät, um noch wirklich überrascht zu sein.
In bester Telenovela-Manier endet der Film damit auch und während der Abspann läuft, versucht man, sich an die Highlights des Gesehenen zu erinnern. Allerdings kommt da nicht viel, somit kann man auch gleich der Musik von James Newton Howard lauschen, der auch schon den ersten Teil vertonte. Sein Soundtrack sticht während des Films zwar immer nur dann heraus, wenn er bekannte Themen aus der Potter-Reihe oder dem direkten Vorgänger zitiert. Jedoch für sich allein betrachtet und gehört, ist das Werk aber hörenswert; es versinkt nur leider in der filmischen Belanglosigkeit des auf der Leinwand dargebotenen.
Auch hinter der Kamera gab es keinen Wechsel und auch nichts zu mäkeln. Phillippe Rousselots Bilder sind durchaus ansprechend, gleiches gilt für die Ausstattung der Sets. Die Darstellung der Epoche und auch deren Mode sind was fürs Auge und sind mit ein Leuchtturm innerhalb der Reihe. Das Ganze geht freilich nicht ohne den massiven Einsatz von CGI vonstatten. Zwar in überbordender Weise, doch fügt es sich meist in die Szenerie ein und wirkt nur manchmal aufgesetzt.
Was die Figuren und deren Darsteller angeht, sind so ziemlich alle wieder mit an Bord. Eddie Redmayne gibt wieder Newt Scamander, Katherine Waterston die Aurorin und love interest Tina Goldstein. Bis die beiden zusammenkommen, dauert es aber eine Weile und das auf einer Zeitungsmeldung basierende Drama hätte wäre mit einem Satz beendet; leider kriegt Newt einen geraden solchen kaum raus. Seine Stammeligkeit und der ewig gleiche Gesichtsausdruck können mit der Zeit durchaus langweilen. Dan Fogler und Alison Sudol lassen als Jacob Kowalski und Queenie Goldstein ebenso wieder ihre Parts aufleben, womit das Quartett aus dem Vorgänger komplett wäre. Sie spielen routiniert, was auch auf den Rest des Cast zutrifft; eine emotionale Brücke in den Zuschauerraum stellen sie hier allerdings nicht her. Die Erklärung für Jacobs doch nicht so ganz gelöschtes Gedächtnis kommt da auch ziemlich platt daher und negiert leider auch gleich noch einen der emotionalsten Momente des Vorgängers stante pede.
Jude Law als junge Version des Albus Dumbledore trifft bei aller optischen Differenz den Ton seines älteren Ichs sehr gut, hat aber leider nicht viele Auftritte. Dann wäre da noch der prominenteste Neuzugang, der ja im Vorgänger schon einen Kurzauftritt hatte. Johnny Depp als Gellert Grindelwald hat dann aber leider doch zu wenig Einsätze, um seinem ihm vorauseilenden Namen wirklich Gewicht zu verleihen. Ein ehrfurchtgebietender Bösewicht ist er jedenfalls nicht – und das ist nicht einmal Depps Schuld. Man kann bei alledem das Gefühl bekommen, dass man einfach nicht wusste, was man insbesondere mit seiner, aber auch mit den Figuren generell anfangen sollte. Oder könnte, denn das Potential ist ja vorhanden.
Wie schon bei Teil eins, hier jedoch nur noch merklich stärker, beschleicht am Ende das Gefühl, einer weiteren Vorbereitung beigewohnt zu haben, einem weiteren Ausholen zu dem eigentlichen Kern. Und sollte vielleicht der Weg das Ziel sein, so hat man hier nur ganz kleine Schritte gemacht. Audiovisuell ist das alles durchaus ansprechend, doch krankt „Grindelwalds Verbrechen“ (welche eigentlich?) an einem kaum vorhandenen Spannungsbogen und einer schwachen Inszenierung, geschuldet wohl auch einer nicht gut geschriebenen Vorlage.
Möchte man eine Theorie aufstellen, so könnte man einfach mal behaupten, dass Potter den Vorteil einer ausgearbeiteten Vorlage hatte. In den Filmen fehlende Details, Charaktereigenschaften oder Tiefgang wurde vom Kenner beim Sehen der Filme von selbst hinzuaddiert. „Tierwesen“ fehlt diese Grundlage, die Geschichte muss sich auf das für den Film geschaffene Selbst verlassen – und scheitert hier in meinen Augen.
Natürlich mit einem Cliffhanger versehen, der allerdings nur für eine halbe Augenbraue reicht, entlässt mich der zweite Teil der Tierwesen-Reihe etwas ratlos und auch gelangweilt aus dem Kino. Und anstatt noch in der magischen Welt gefangen zu sein, geht wir durch den Kopf:
Wird in zwei Jahren all dem Gesehenen durch die Weiterführung der Geschichte mehr Bedeutung verliehen oder ist das jetzt das Niveau, auf dem die Reihe bleiben wird? Zumindest für mich ist das nach der Sichtung des Films die mit Abstand interessanteste Frage.