Eine Kritik von "Leimbacher-Mario":
Genie des Mahnsinns
Von strahlender Sonne und seelischen Schatten, es tut weh, zu sehen, dieses Genie langsam ermatten.
Keiner malt wie van Gogh, keiner kämpft so sehr mit seinen Dämonen, vor allem für Kunstfans wird sich hier der Kinogang lohnen.
Dafoe spielt den holländischen Maler mehr als stark, manchmal meint man, seine Figur entwickle sich komplett autark.
Nicht nur um die korrekte Aussprache seines Namens zu lernen lohnt sich ein Blick, vom Sounddesign bis in Nebenrollen mit Mikkelsen oder Oscar Isaac ist hier alles vom Feinsten chic.
Sehr persönlich, sehr ungewöhnlich, voller Egoperspektiven und Subjektivität, über einen Mann, einen Künstler, dessen Anerkennung kam ein gutes Stück zu spät.
Julian Schnabel verlässt sich viel auf seinen Instinkt, erstaunlich entschleunigt und ruhig, selbst wenn ihm sicher nicht alles gelingt.
Dennoch kommt man hier der Person van Gogh näher als bei üblichen Biographien, äußerst interessant, hatte dieser Mann doch mehr als nur den ein oder anderen Spleen.
Er lebte und starb für das Malen, seine Welt waren die Farben, dafür musste er teuer bezahlen.
Zu viel für das Publikum seiner Zeit, für sein Genie war die Welt zum Großteil einfach noch nicht bereit.
Keiner malte wie er, keiner sah unsere Welt derart, er war einzigartig, wie eine Blume im Wind, so zart.
Er revolutionierte auf seine ganz eigene Weise, seine Bilder sind strahlend laut, er in sich gekehrt und leise.
Nicht wenige Filme wurden über ihn schon gedreht, doch nach keinem man diesen Ausnahmemaler besser als hier versteht.
Wer weiß, wieviel davon stimmt, was eher ist Mythos als wahr, doch eine Sichtung lohnt sich, und sei es nur für den völlig entfesselten Star.
Selbst eher Gemälde, Collage, ein Wirbelsturm in Richtung Ewigkeit, manche Menschen leider erst so richtig der eigene Tod befreit.
Eine Menge feiner Details und Kniffe und Hommagen zeigen Schnabels künstlerischen Background, doch natürlich ist das kein Snack, den man mal eben so wegstaunt.
Mäandernd und nicht immer mit klarem Ziel, fließt hier gefühlt doch sehr viel Wasser runter den Nil.
Ein Blick in den Abgrund, Kunst als Engel und Dämonen, besonders für artistische Geister könnte ist ein genauerer Blick hier wert viele Kronen.
Fazit: intensiv, intuitiv, sehr im van Goghs Sinne und Vibe. Kommt eher über die Gefühle als den Inhalt. Erstaunlich leicht trotz seiner Schwere, erstaunlich hell trotz seiner Schatten. Viel kraftvoller und beständiger als ein „normales“ Biopic!