Eine Kritik von "Leimbacher-Mario":
Konsumkritikklosterschüler„100 Dinge“ ist ein typischer deutscher Mainstreamkinohit mit tollen Ansätzen, nationalen Superstars und genug Geschwindigkeit - nur um im Endeffekt doch recht scheinheilig und flach sein Potenzial nicht nur nicht auszunutzen, sondern es gefühlt auch ein gutes Stück zu hintergehen… Erzählt wird von zwei besten Freunden und Selfmade-App-Millionären, die sich aus Stolz und Schwanzvergleich auf eine verrückte Werte einlassen, die ihrem heftigen Hang zum Materialismus ein Ende setzen könnte - 100 Tage, kein Besitz zu Beginn, jeden Tag kommt nur eine Sache dazu. Wer schummelt oder aufgibt verliert, die Augen der Firma überall…
Ich will „100 Dinge“ gar nicht seine lobenswerten Ansätze und Absichten absprechen. Aber irgendwie kommt das am Ende dann so ehrlich und passend rüber, wie wenn die katholische Kirche von Weltfrieden, der gerechten Verteilung des Reichtums und Gleichberechtigung predigt - es passt einfach nicht. Reden kann jeder, tun die Wenigsten. Und „100 Dinge“ stößt dann mindestens genauso oft übel auf wie er nette Gedanken verbreitet. Moralisch und beispielhaft ist das stellenweise dermaßen von oben herab, Luxusprobleme treffen auf Kalendersprüche, dass einem schnell wieder einfällt, warum das deutsche Mainstreamkino einen üblen Ruf besitzt. Doch dann blitzen eben doch immer wieder enorme Unterhaltungswerte durch, von seinen Stars bis zum hohen Tempo, sodass man absolut nicht von einer schlechten Zeit sprechen kann. Ich mag die beiden, Fitz und Schweighöfer, mittlerweile auch. Selbst wenn auch bei ihnen immer eine gewisse Scheinheiligkeit mitschwimmt. Wirklich Seele oder Aufrichtigkeit sucht man bei ihnen und ihrem Film hier vergebens. Eitelkeiten und Exhibitionismus findet man dagegen flott. Allzu weit weg von Schweiger ist das (leider) nicht. Aber ich will nicht zu viel ranten. Wie gesagt: „100 Dinge“ fühlt sich zwanzig Minuten kürzer an als er ist, er meint es wahrscheinlich sogar gut und hat Zug zum Tor, Starpower eh. Schweighöfer ist nicht umsonst mittlerweile fast ein Hollywoodstar und einer unserer beliebtesten Exporte. Aber es hat halt alles ein G'schmäckle. Vielleicht sollte man sich auch nicht dermaßen auf die Message versteifen - doch ist sie hier nunmal Anstoß und Treiber zugleich. Weitere Negativpunkte sind die Werbespotästhetik samt Look und Musik, z.T. steife deutsche Dialoge, heftige Klischees und eine der ungesundesten „besten Filmfreundschaften“ seit langem. Zwei Unsympathen als Hauptfiguren eigentlich auch. Trotz der zwei im echten Leben sympathischen Sunnyboys. Sodass „100 Dinge“ insgesamt für mich nicht zu den Highlights des deutschen Mainstreams zählt - jedoch sicher ebenso wenig ein mieser Film ist. Selbst wenn man ihn durch die Message im Gesamtbild sicher locker zerreißen und als seelenloses Kunstprodukt abtun kann.
Fazit: hat Tempo, gute Absichten und zwei echte deutsche Stars mit Sexappeal, Selbstironie und Augenzwinkern. Guckt man jedoch minimal genauer hin, nervt „100 Dinge“ dann doch zu lang, zu deutlich und zu oberflächlich, um wirklich ernst genommen zu werden. Solide Mainstreamunterhaltung bleibt, die man totanalysieren kann. Und für diesen K.O. vielleicht gar verdient hätte. Bleibend ist hier nichts. Als Märchen wohl am ehesten gutzuheißen.