Eine Kritik von "Vince":
kurz angerissen*
Nichts bleibt so, wie es einmal war. Gallier sind in dieser Sache besonders uneinsichtig, weigerten sie sich doch schon immer standhaft, ihr kleines Dorf den römischen Besatzern zu überlassen. Von dieser Essenz leben die einst vom kongenialen Duo Goscinny / Uderzo ins Leben gerufenen Abenteuer bis zum heutigen Tag. Gleichwohl wurde die langfristig unvermeidliche Übernahme in Wirklichkeit längst in Gang gesetzt. Uderzo hat seine Verantwortlichkeiten seit mittlerweile drei Comic-Ausgaben an eine neue Generation abgegeben, die Computeranimation hat eine der letzten Bastionen der handgezeichneten Animation eingenommen und ein neuer Zeichentrick ist weit und breit nicht in Sicht.
Dass Asterix und Obelix auch mit digital aufgeblasenen 3D-Knollennasen funktionieren können, hat "Asterix im Land der Götter" bewiesen, allerdings profitierte man hier sehr von der starken Vorlage. "Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks" hingegen versucht sich an einer freieren Adaption (wie vor ihm bereits "Asterix erobert Rom"), nutzt aber doch typische dramaturgische Mittel der Comic-Serie: Mal wieder macht irgendwer eine kleine Schwachstelle in dem undurchdringlichen Bollwerk des gallischen Dorfes aus und nutzt sie konsequent aus. Traditionell spielt dabei entweder die Streitsucht der Gallier eine Rolle... oder aber die Zufuhr zum begehrten Zaubertrank wird abgeschnitten.
Hier setzt das neue CGI-Abenteuer an und lässt einen höchst agilen Miraculix mit der Sichel über die Baumwipfel huschen, als präsentierte man uns da einen dreifachen Olympia-Sieger beim training. Der alte Mann mit dem weißen Zottelbart war zwar auch in den Comics immer erstaunlich rüstig, das hier hat aber schon was von einer Disney-Revue, tschirpende Vögel inklusive. Dazu wird "You Spin Me Around" in einer modernisierten Version gespielt und schon flammen wieder die alten Anachronismen auf, mit denen die Popkultur schon immer in die vergangene Welt der Gallier getragen wurde.
Als die Disney-Aufführung aber schief geht und Miraculix in eine Sinnkrise stürzt, beginnt die episodische Suche nach einem Nachfolger. Dutzende potenzielle Nachfolger des stolzen Druiden werden wie in einer Reihe kleiner Sketche abgefertigt, während sich im Hintergrund langsam die obligatorische Verschwörung entfaltet. Das funktioniert einigermaßen gut, weil gefühlt das halbe Dorf mit auf Reisen geht und so für Abwechslung gesorgt ist. Asterix und Obelix verkommen im Zuge dessen zwar zu Nebendarstellern, bei der Vielfalt an liebgewonnenen Figuren ist das aber halb so wild. Die immergleichen Gags haben zwar längst im Chor mit Verleihnix' Fischen zu stinken begonnen, auf eine altmodische Art liebenswert sind sie jedoch nach wie vor.
Die Krankheitssymptome des aktuellen Mainstream-Kinos zeigen sich aber spätestens zum Showdown, als zwei riesenhafte Konstrukte aufeinander losgehen und im großen Stil Prügel verteilen. Hier wird ein derzeitig grassierender Trend zum Monsterkino ausgelebt, der sich aber nur schwerlich mit der Bodenständigkeit der Vorlage kombinieren lässt, ganz gleich, wie omnipotent die Zauberei der Druiden ausfallen mag. Es passt auch nicht zum reduzierten Animationsstil mit seinen leuchtenden, glatten, runden Flächen, der auch mit vielen Jahren Vorsprung noch vor zurückstecken muss, wenn es in den Vergleich mit Pixar-Klassikern der Marke "Ratatouille" geht. Bei allem Verständnis dafür, dass man dem Publikum etwas Abenteuerliches bieten möchte, stünde es den dreidimensionalen Abenteuern der Gallier wesentlich besser, die Keilereien für sich sprechen zu lassen - ohne sie auf Dutzende Meter aufzublasen.
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