Eine Kritik von "runker":
Außer dem Episodenfilm "Night on Earth" aus den 90ern kannte ich bislang nix von Jarmusch, habe also keine Ahnung, wie er sonst Regie führt. The Dead don't die polarisiert jedenfalls, was aber per se keine Besonderheit darstellt - einiges macht er gut, anderes überhaupt nicht.
Sieht man sich den Cast an, fällt definitiv dessen große Qualität auf, vor allem die klassischen Dauerbrenner Bill Murray, Danny Glover und natürlich Steve Buscemi, der sowieso alles spielen kann. Die Charaktere sind, horrorfilm-untypisch, nicht unbedingt eindimensional gestaltet, jedoch hinterlässt trotzdem keiner einen wirklich bleibenden Eindruck; Buscemi als markiger Hillbilly, der wohl (mächtig innovativ) einen typischen Trumpster vom Land verkörpern soll, bleibt bis auf zwei, drei semi-witzige Oneliner blass und verschwindet dann einfach. Der Fokus liegt klar auf Murray und seinen Deputy Driver sowie Tilda Swinton aka Beatrix Kiddo/Michonne, welche mit ihrem trockenen Schottisch und dem Katana noch ein wenig Leben in die sonst furztrockene Bude bringt. Caleb Jones als Bobby "Bilbo Baggins" von der Grusel-Tankstelle, der ein wenig an die biedere Version eines Captain Spaulding erinnert, besaß auch eigentlich die gesamte Spielzeit über das Potenzial, mit seinem Filmwissen richtig auf die Kacke zu hauen - denkste. Auch gelingt es keiner der Figuren, auch nur ansatzweise mehr als oberflächliche Beziehungen miteinander zu führen, was aber immerhin ein Abbild der heutigen Gesellschaft sein könnte.
Der Film im Gesamten entschleunigt, und das von Anfang bis Ende. Er ist ein Schlag in die Fresse all derer, die mit 08/15-Müll a la Fast & the furious, Transformers oder der neueren DC-Welle groß geworden sind, Night of the living dead nur von Plakaten im Hipstercafé kennen und Romero für den Liebhaber einer notgeilen Blondine auf einem Balkon halten. Die besten Beispiele hierfür sind die beiden männlichen Cops, die beinahe an ein altes Ehepaar oder an Ben & Mickey (versus the dead) erinnern oder die Szene vor dem Diner nach dem Fund der ersten beiden Leichen. Die ruhigen Töne wären ja in Ordnung, würde wenigstens irgendeine Art von Message vermittelt, kritisiert oder herum philosophiert werden. Stattdessen gibt es statt tonnenweise Blut nur Staub (Symbolik?), statt Kalauern wie in Zomedies nach Art von Shaun of the dead oder Zombieland (wo Murray übrigens brillant war) ein paar Schmunzelwitzchen und Selena Gomez' Kinderarsch zur Auflockerung. Garniert wird das Ganze mit ein paar halbherzigen Verbeugungen vor der Horrorgeschichte, die Hoffnungen schürenden und dann wieder zerstörenden Ereignissen wie das Schicksal der Bestatterin oder der Arschgeige Tom Waits als Waldschrat ohne festen Auftrag.
Nachdem ich diesen doch sehr ungewöhnlichen Beitrag im Kino gesehen hatte, meinte ich kurz, einen Heuballen durch den Saal rollen zu sehen, ich könnte mich aber auch getäuscht haben und es war die Kükennestfrisur der Ollen in der Reihe vor mir. Gut fand ich das mal gar nicht fröhliche Ende und Iggy Pop, der komplett ungeschminkt sein ganzes schauspielerisches Talent unter Beweise stellen durfte.