Eine Kritik von "noface":
Wieder einmal, diesmal zum offiziell verkündeten Vorletzten, weil ja 9/10 des tarantinoesken Lebenswerkes inzwischen abgefilmt sein sollten, erweist sich der allseits gefeierte Meister des postmodernen, geschichtsrevisionistischen wie anlasslos gewalttätigen Kinos als Interpret seiner über alle Maßen triumphierenden medial eingeimpften Obesessionen. Also Quentin, der die Kassen zum Klingen bringende Psycho: ein nicht erwachsen werden wollendes Kind, gestillt mit einer Überdosis multitoxischer Einflüsse, die es in ungesättigten Farb- und Gewaltexzessen zu bändigen versucht, ohne jedoch die am Ende ersehnte Synthese von Wollen und Wirken zu erzielen.
Was bleibt haften nach nahezu drei Stunden Sesselei in lederbezogenen Premium-Seats? Eine überlange Exposition mit nettem Gimmicks und Kamerafahrten durchs digital verfremdete L.A., dazu ein mit argen Durchhängern gestrickter Spannungsbogen, sattsam bekannte Gesichter (Leo & Brad) in gewollt unvorteilhaften Close-Ups, in maximaler Verzögerung gefilmte Sequenzen (Stichwort: Spahns Farm), sowie ein schlußendlich beinhartes Finale mit Einsatz von Killer-Töle und Flammenwerfer. Und am Ende scheint durch alles zuvor Geschehene das große Grinsen auf...
Man könnnte, wenn man denn wollte, von einem Fall bildgewaltiger Belanglosigkeit sprechen, denn einem wie auch immer gearteten Anliegen sieht sich dieser Streifen (anders als noch in Django Unchained) nicht verpflichtet. Zur Erinnerung: QT war einmal der Tabubrecher und Erneuerer des Independent-Kinos schlechthin, irgendwann wurde er safer & seriöser in seiner Stoffauswahl, mutierte zum durchgeknallten Was-wäre-wenn-Historiker und richtete sich augenscheinlich auf sein bevorstehendes Ende als cinematographischer Erklär-Bär ein. Eine Patrone hat er noch im Lauf; hoffentlich verschwendet er sie nicht, wie leider zu befürchten steht, im selbstrefenziellen Vakuum. Ansonsten mag man ihm nur wünschen: Rest in Peace!