Eine Kritik von "Schnapskartoffel":
Tarantino erhebt mit seinem aktuellen Streifen das selbstbesoffene Nicht-Erzählen einer Handlung endgültig zur Kunstform... was nur positiv gewertet werden kann, wenn man sich nochmal sein versemmeltes Western-Krimi-Kammerspielchen "The Hateful 8" vor Augen führt. Als Liebeserklärung an eine Ära Hollywoods, die lange vergangen ist und die es in der hier präsentierten Form vielleicht auch nie gegeben hat, erinnert mich "Once Upon a Time in... Hollywood" - und das ist jetzt mein purer Ernst - an die von mir oft gesehenen Bud Spencer und Terence Hill-Vehikel meiner Kindheit, die sich ebenso darin genügt haben, einen nachvollziehbaren Plot weiträumig zu umfahren, und stattdessen halt nur eine funktionierende Szene an die nächste geklebt haben. Das geht hier auch, und Tarantino füllt die zweieinhalb Stunden Laufzeit angenehm kurzweilig, als Zuschauer kann man sich entweder an den wie immer ausgefeilten Dialogen, der Star-Parade oder dem absolut umwerfenden Production Design mit dem perfekt heraufbeschworenen 1969er-Zeitkolorit ergötzen. Wer meint, ob der Sharon Tate- und Charles Manson-Connection das Ende der Angelegenheit vorhersehen zu können, ist übrigens auf dem Holzweg, aber was anderes sollte man von Tarantino, der in "Inglourious Basterds" ja auch schon Hitler zum Teufel gejagt hat, auch nicht erwarten... ganz im Gegensatz zu seinem wieder mal bis zum Exzess ausgelebten Fuss-Fetisch, wirklich jede einzelne Darstellerin darf hier ihre Quanten groß in die Kamera halten, sobald sich auch nur annähernd eine Möglichkeit dazu ergibt. Einer Kategorisierung in ein bestimmtes Genre entzieht sich die Chose, am ehesten geht "Once Upon a Time in... Hollywood" für meine Begriffe aber noch als Komödie durch, gerade auch, weil er kurz vor Schluss eine Szene hat, bei der ich im Kino hab' lachen müssen, bis ich tatsächlich geheult habe... ich kann mich nicht erinnern, wann das das letzte Mal der Fall war...
9/10