Eine Kritik von "Herr Kees":
Ziemlich genau so muss ein dummer lauter und ergo erfolgreicher Actionfilm aussehen, hat man sich bei Universal wohl gedacht: Wir mischen eine bereits erfolgreiche aber irgendwie auserzählte Actionreihe mit etwas Superheldenfilm (der Plot war so ähnlich schon in zwei AVENGERS Filmen zu sehen) und Buddy-Comedy, holen noch eine weibliche Actionfigur à la MISSION IMPOSSIBLE und fertig ist das neue Franchise. Interessant allerdings, dass ausgerechnet zwei der Kernelemente, auf die der Film aufbaut, so gut wie gar nicht funktionieren.
Da sind zum einen die Fights: Schaut man sich David Leitchs vorige Werke an (insbesondere JOHN WICK und ATOMIC BLONDE), vermisst man die stark choreographierten Faustkämpfe und die mitreißenden Plansequenzen. Hier wird noch viel im Schneideraum gekämpft, kein Vergleich zu dem kunstvollen Feuerwerk, dass Leitchs Partner Chad Stahelski vor kurzem noch in JOHN WICK 3 abgefackelt hat.
Das andere sind die verbalen Schlagabtäusche zwischen Rock und Statham. Für so etwas braucht man entweder gute Autoren oder eine gute Chemie, im Idealfall beides, hier ist nichts davon vorhanden. Die Bubeleien zwischen den Zweien sind einfallslos und aggressiv, im besten Falle pubertär. Vermutlich hat man den beiden Helden deshalb zwei begnadet komische Nebenfiguren (viel zu kurz) zur Seite gestellt – Ryan Reynolds und Rob Delaney versprühen in ihren Miniauftritten mehr Witz als Statham und Johnson während des gesamten Films.
Heimliche Hauptdarstellerin des Films ist aber ohnehin Vanessa Kirby, die einzige Figur, die kein reines Abziehbild zu sein scheint und sowohl echte Verletzlichkeit als auch Charme spüren lässt – und auch in den Actionszenen eine sehr gute Figur macht.
Überhaupt, die Action. Wegen der sind wir ja gekommen und hier macht HOBBS & SHAW auch alles richtig: ein Teil Over-the-top-Inszenierung im Stil von FAST & FURIOUS, ein Teil James Bond-Stunts und Gadgets (allerdings orientiert sich der Film hier eher an den Gaga-Bonds der 70er und 80er), alles ein großer zerstörerischer Spaß. Wenn der Film Vollgas gibt, übertönt er sogar das pathetische Geschwätz und das ganze FAST&FURIOUS-Familiengedöns. Auch wenn‘s mal wieder einen Showdown zuviel gibt.