Eine Kritik von "Leimbacher-Mario":
Ein Allwetterfest
Mit nur einem Film ist Makoto Shinkai über die letzten drei Jahre zu einem der erfolgreichsten Anime-Regisseure aller Zeiten geworden - „Your Name.“ war ein weltweiter Überhit und ist auf ewig (s)ein kitschig-grandioses Meisterwerk. Der Mann wird wohl für immer mit diesem Highlight verbunden sein, obwohl er auch davor schon einige tolle Filme in ähnlichem Stil und mit ähnlichen Themen geschaffen hat. Nun sind die Augen allerdings mehr denn je auf ihn gerichtet, denn „Weathering With You“ steht in den Startlöchern und Fans rund um den Globus scharen mit den Hufen, verkaufen (auch hier in der Bundesrepublik) die Kinosäle gut aus. Bei den hohen Erwartungen und den fast unfairen Vergleichen zum Vorgänger im Geiste (obwohl es sogar super schöne Easter Eggs gibt!) kann dieser emotionale Wolkenbruch zwar nur verlieren, eine Empfehlung ist er dennoch. Wenn auch mit minimalen Einschränkungen...
Wir folgen einem jungen Teenager und Ausreißer nach Tokio, wo er sich irgendwie über die Runden schlägt und ein nettes Mädchen ungefähr in seinem Alter kennenlernt, die die Fähigkeit besitzt das Wetter zu manipulieren und Sonnenschein herbeizurufen. In einem der verregnetesten Sommer, die Japans Hauptstadt je erlebt hat, ist das natürlich eine beliebte Gabe und trotz langsam aufkeimender Gefühle der beiden müssen sie schnell feststellen, dass die Fähigkeit der süßen Hina bei weitem nicht nur Gutes mit sich bringt und vielleicht ihren Preis hat... „Weathering With You“ hält sich an's (eigentlich schon das letzte mal perfektionierte) Erfolgsrezept des Regisseurs und reißt in Sachen Kreativität jetzt keine Bäume aus. Außerdem bietet er weniger Wendungen und Überraschungen als man denken könnte, er trägt (genretypisch) massiv dick auf (was für mich aber gar kein Problem darstellt) und er macht es sich am Ende etwas sehr leicht, sowohl bei der Auflösung der Story sowie bei den (sehr aktuellen!) thematischen Antworten, Fragen, Richtungen. Ansonsten ist dieses neue Wetterfroschtraumpärchen allerdings eine Bank, Anime-Fans können bedenkenlos zugreifen und ihr Herz öffnen. Der überragende Zeichenstil ist nahezu Referenz, die musikalische Unterhaltung ist ansteckend positiv, die zwei Helden gehen einem nah und wachsen schnell ans Herz, selbiges passiert sogar mit Nebenfiguren und in Sachen Klima, Egoismus, menschlicher Einfluss und Schuld, gibt es doch eine Menge Denkanstöße unter der fluffig-naiven Hülle voller Spaß und Spannung und Schönheit. Selbst wenn am Ende alles arg offen gelassen wird und jeder seine eigenen Ergebnisse ziehen kann.
Fazit: nicht ganz auf „Your Name.“-Niveau - und dennoch ziemlich zauberhaft und zart, heiter und verspielt, hochgradig hübsch und ansteckend liebevoll. Mit Schirm, mit Charme und sogar Melone. Klimawandel der Herzen. Süß und sonnig.