Eine Kritik von "TheMovieStar":
Das Sylvester Stallone seine Meinung bezüglich Fortsetzungen seiner eigenen Werke im Laufe der langen Karriere öfters änderte, ist allgemein bekannt, so war beispielsweise Cobra 2 in den späten 80ern laut Stallone "safe" und Rocky III sollte eigentlich mal der letzte Teil der Rocky Saga sein. Im Falle von Rambo 5 dauerte es knappe 10 Jahre, vom ersten bestätigten Gerücht von Stallone selbst (Februar 2008) bis zum offiziellen Drehbeginn am 02.10.2018. Zuerst hieß es, Rambo sollte die Tochter eines Bekannten aus den Händen von mexikanischen Drogendealern retten, was so ungefähr der heutigen, tatsächlichen Filmgeschichte entspricht. Zwischenzeitlich war das Projekt mal so um das Jahr 2012 holotisch abgesagt, mal sollte Rambo nach der Romanvorlage Hunter gegen wilde Monsterwesen kämpfen und ein weiteres, fertiges, mögliches Drehbuch für Rambo 5 verwendete Stallone sogar 2013 für den Statham Kracher "Homefront", den er mit produzierte und Jason Statham den DIA Agenten Phil Broker in der Hauptrolle spielen durfte.Am 12.08.2014 bestätigte Sly, offiziell grünes Licht bekommen zu haben von millenium films für Rambo 5 und am 6. Januar 2016 wurde ein Interview mit ihm veröffentlicht in dem er, auf eine zeitnahe Realisierung von einem weiteren Rambofilm angesprochen entgegnete: "Mein Herz ist willig, mein Körper sagt mir aber: bleib daheim und da ich Rambo nicht besser umsetzten kann als ich es bereits getan habe, sagt mir einen vernünftigen Grund warum ich es tun soll". Knapp 2 Jahre später am 8.06.2018 bestätigte Stallone mal wieder, dass er an einem fünften Teil arbeite mit Nennung eines voraussichtlichen Drehbeginns und am 02.10.2018 fiel dann tatsächlich die erste Klappe für Rambo 5, das Ende einer langwierigen Produktionsodyssee wurde eingeläutet.Entgegen seiner ursprünglichen Pläne, wieder als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller in einer Person zu fungieren, trat Stallone den Regieposten an Adrian Grunberg ab, der 2012 bereits für den Mel Gibson Actioner Get The Gringo mit ähnlich angelegtem Mexiko Hintergrund verantwortlich war. Die dramaturgische Ausrichtung der Handlungsprämisse sollte einerseits auf die Weiterentwicklung des Charakters seiner Titelfigur gelegt werden, andererseits aber auch wieder verstärkt an die innere Zerrissenheit vom desillusionierten Vietnamveteranen aus First Blood erinnern, so werden im etwas zäh geratenen ersten Teil des Films vordergründig die aktuelle Individuation Rambos mit seinen traumatischen Kriegserinnerungen und dessen soziales Umfeld auf der Farm seines verstorbenen Vaters beleuchtet sowie die emotionale Bedeutung von Ziehtochter Gabrielle (Yvette Monreal) für unseren Helden unterstrichen, musikalisch hinterlegt mit den aus den Vorgängern bekannten Melodien von Brain Tyler bzw. Jerry Goldsmith. Die Symphatisierung der neuen zu Gefallen wissenden Lebensumstände Rambos und die Debattisierung der für Ihn besonderen Verbindung zu ihr geschieht natürlich nicht ganz ohne Hintergedanke - Das Publikum soll auf das gewaltsame Verschwinden vorbereitet werden und die emotionale Achterbahnfahrt des zurückgelassenen Rambos nachempfinden können. Der Feind, das mexikanische Drogenkartell wird natürlich dementsprechend eindimensional und grauenhaft dargestellt, dass dem Zuschauer fast gar nichts anderes übrig bleibt, als die finale brutale Gewaltorgie Rambos zumindest zu tolerieren - ein beliebtes manipulatives Stilmittel von Selbstjustiz Vehikeln alá Death Wish, zu denen sich Rambo 5 von der Machart her auf jeden Fall zählen darf.Geringfügig mehr Varianz Im ersten Abschnitt wäre sicherlich kein falscher Ansatz gewesen, so hätte man beispielsweise Rambos zwischenzeitliche Gefangennahme ausführlicher und actionreicher darstellen können, um in den diegetischen Story Passagen den geneigten Actionfan ein bisschen mehr bei Laune zu halten, der Film braucht teilweise etwas lange, um auf Touren zu kommen, was sicherlich auch der gewollten Handlungsvertiefung des Drehbuchautors geschuldet ist, letzten Endes ist dieses Manko bei einer gefühlt kurzen Nettospielzeit noch zu Verkraften, in der letzten halben Stunde nimmt der Film deutlich mehr Fahrt auf, die Actionszenen häufen sich und kulminieren in einem, wirklich sehenswerten, brachialen 15 minütigen Showdown. Dabei wird hier nicht nur auf schonungslose Brutalität gesetzt, Rambo darf nämlich endlich wieder Rambo sein, er baut selbst gebastelte Fallen wie zu besten First Blood Zeiten, er darf im Alleingang dutzende Kartellschergen teils im bewaffneten Nahkampf, teils mit Schrotflintengebrauch eliminieren und selbstverständlich kommen seine Lieblingswaffen wie Messer und Bogen wieder hinreichend zum Einsatz, kein Vergleich zu dem in dieser Hinsicht teilweise einfallslosen agierenden Vorgänger, als Rambo selbst sich eigentlich nur hinter seinem Geschütz versteckte und grimmig schaute, als er dutzende burmesische Soldaten zu Brei schoss, viel mehr gab es da an Rambo Action nicht zu sehen.Für die Oscar Verleihung 2020 präsentiert uns Last Blood schauspielerisch bestimmt keinen potenziellen Anwärter, weder in der Kategorie bester Hauptakteur, noch im Bereich der zahlreichen Nebendarsteller und ganz ehrlich, dass sollte auch niemand erwarten, der sich einen Film wie Rambo 5 ansieht. Stallone stellt den gealterten Krieger, der auf der Ranch seines Vaters Frieden gefunden hat und zu einem letzten Einsatz genötigt wird glaubwürdig da, er transportiert die Emotionen, die er bei seinem Rachefeldzug gegen das Kartell fühlt, für den Zuschauer absolut nachempfindbar auf die Leinwand, zudem ist er in einer erstaunlichen körperlichen Verfassung für einen 73 Jährigen. Alle weiteren Schauspieler agieren grundsolide, ohne großartig positiv bzw. negativ aufzufallen, eine zusätzliche namentliche Erwähnung verdienen sich Yvette Monreal als überzeugend auftretende Schlüsselfigur Gabrielle, die den jugendlichen Leichtsinn Ihrer Rollenanforderung konsequent umsetzt und die beiden Anführer des mexikanischen Drogenkartells, Victor Martinez (Oscar Jaenada) und Hugo Martinez (Sergio Peris-Mencheta) die mit Ihrem gnadenlosen Führungsstil dem Widersacher als solchem auch ein verachtungswürdiges Gesicht verpassen.Persönlich bilanziert ordne ich den (bis jetzt) letzten Teil des Rambo Franchises wertungstechnisch leicht vor dem direkten Vorgänger aber auch merklich hinter den ursprünglichen 3 Rambofilmen aus den 80er Jahren ein. Last Blood schafft meiner Meinung nach trotz der spürbaren Handlungslängen im ersten Filmabschnitt den schwierigen Quantensprung, die Geschichte des John Rambos einerseits atmosphärisch und für den Fan interessant weiter zu erzählen, andererseits aber auch genügend Parallelen zu den Anfängen seiner Heldenfigur herzustellen, actionmäßig setzt der Film neben der expliziten Gewaltdarstellung positiv auffallend auch wieder auf eine verstärkte Thematisierung von Rambos Einzelkämpfer Qualitäten, ich vergebe nach erster Sichtung 8 von 10 Punkte, was einer Schulnote von 2- entspricht.