Eine Kritik von "Leimbacher-Mario":
Im Alter nicht mehr der Alte...?
„Bullshit!“ hätte ich gerne resolut auf die Frage in meiner Überschrift geantwortet. Nur leider ist da schon, zumindest teilweise, etwas dran. Doch eins nach dem Anderen... „Rambo: Last Blood“ ist der fünfte und (hoffentlich) letzte Teil der langlebigen Rambo-Reihe, in dem wir erleben, wie John Rambo seinen Lebensherbst auf einer Ranch verbringt, umringt von Pferden und Unschuld. Doch als diese Idylle von einem mexikanischen Kartell aufgebrochen und zerstört wird, fällt der Kriegsveteran und Gott des Gemetzels in alte Muster, sodass Blut, Rache und Gewalt die Leinwand regieren, ein wahrer Tag der Toten auf das friedvolle Farmland niederprasselt...
Die „Rambo“-Filme waren schon seit dem zweiten Teil, also über den Großteil der Reihe, alles andere als politisch korrekte Anti-Kriegsfilme, sondern eher reaktionäre Actionfeuerwerke mit jeweiligem Zeitkolorit, fragwürdigen Klischees und einer Menge Toter. Wer sich also an den leicht antimexikanischen Tendenzen aufhängt, ist wortwörtlich im falschen Film und kann die gesamte Reihe beim besten Willen nicht abhaben. Das kann also kein logischer Grund sein, warum der neueste Rambo derart schwach ankommt oder zumindest polarisiert. Viel eher störe ich mich daran, dass zwei Drittel des Films nur ein generischer Liam Neeson-Verschnitt sind, richtig blass und austauschbar, und der Rest dann das Gorelevel auf 11 dreht und mit einem furiosen Finale davon ablenken mag, dass ansonsten nicht mehr viel los ist im Sattel. Ok, Rambo-Filme waren wie gesagt noch nie Shakespeare-Dramen oder besonders kreativ, tiefsinnig, vielschichtig. Man könnte das alles sogar als Schlusspunkt unter der längst überholten „Taken“-Welle ansehen. Aber dennoch war ich die meiste Zeit doch ein Stück enttäuscht und schockiert von der Farb- und Einfallslosigkeit. Zum Glück brennt der Showdown dann nochmal alles ab (selbst wenn weniger CGI für das Gekröse hätte verwendet dürfen), das gesamte Flair ist sehr nihilistisch, roh, persönlich, raubeinig und macht keine Gefangenen. Außerdem blitzte zumindest zeitweise eine gewisse Rambo-Melancholie auf und man spürte phasenweise, dass Stallone was an der Figur liegt und er das Ding zumindest nicht auf Autopilot runterkurbelt. Dass diese letzte Fontäne Blut der für mich klar schwächste Teil der Reihe ist, daran kann davon nichts ändern. Eine verdammt brachiale, (für Mainstreamgefilde) äußerst heftige und blutige Reihe ist und bleibt es dennoch für immer. Mit einem alles andere als altersmilden Schlusspunkt. Zumindest oberflächlich und auch nur durch die düsteren letzten 20 Minuten. Ansonsten fast schon zart...
Fazit: John R. to the Rescue... ein würdiger Abschluss der Rambo-Saga? Darüber lässt sich sicher streiten. Dennoch fand ich in „Last Blood“ ein erbarmungsloses, straightes und rigoroses Mitternachtsmassaker am Zahn der Zeit. Nicht perfekt und (abgesehen vom heftigen Gewaltgrad) doch sehr „Killen nach Zahlen“ - dennoch habe ich Sly gerne nochmal im wortkargen Berserkermodus erlebt. Denn allzu lange wird der das nicht mehr machen können und sich dann auch den schwer verdienten Ruhestand gönnen. Aber wer weiß, Rambo ist schließlich nicht totzukriegen...