Eine Kritik von "Sauza":
Mit Last blood folgt 11 Jahre nach dem eher matten 2008er Nachzügler Rambo der 5. und vorerst letzte Teil der erfolgreichen Saga um den Ex-Vietnam-Kämpfer. Deutlich gealtert und mit kürzeren Haaren als bisher tritt der über 70jährige Stallone wieder einmal an, um Ungerechtigkeiten (oder was er darunter versteht) zu bekämpfen - diesmal ist es ein junges Mädchen (Yvette Monreal als Gabrielle), das mit ihrer Tante auf Rambos Farm in Arizona lebt und unvermittelt in die Hände mexikanischer Zuhälter gerät. Das kann John Rambo natürlich nicht zulassen...
Zunächst mag man sich die Frage stellen, was den altgedienten Schauspieler Stallone antreibt, noch einmal solch ein Action-Spektakel abzuziehen - ist es, wie beispielsweise bei den zahllosen Halloween-Franchises, ein rein pekuniärer Hintergrund? Oder möchte er tatsächlich einen Schlußpunkt für diese erfolgreiche Filmfigur setzen, wie es der Titel eigentlich vorwegnimmt? Geplant war wohl Letzteres, aber so ganz scheint die Antwort wohl doch noch nicht festzustehen, denn falls dieser 5. Teil ein Erfolg wird, würde er weiter die Rolle des John Rambo spielen, war Stallone kürzlich zu vernehmen. Man darf gespannt sein...
Zunächst aber lernen wir einen hilfsbereiten, mit sich selbst weitgehend in Einklang stehenden Einzelgänger kennen, der bei einem aufziehenden Orkan der örtlichen Polizei als "einsamer Reiter" aushilft und dem es dabei auch gelingt, zwei Leute vor einer Sturmflut zu retten. Tags darauf bastelt er in seiner Werkstatt an einem stählernen Brieföffner, den er der jungen Gabrielle schenken möchte - die aber lehnt dankend ab, da heute kein Mensch mehr Briefe schreibt, wie sie sagt. Rambo ists einerlei, er bastelt weiter, unter dem Grundstück hat er lange Tunnel ausgehoben und gilt seinen Mitmenschen als ein wenig spinnert, womit er aber gut leben kann. Das beschauliche Leben des Hobby-Pferdezüchters wird in jenem Moment aus der Bahn geworfen, als Gabrielle, deren Vater seinerzeit die Familie sitzenlassen hat, ebenjenen Vater durch einen Tip einer Bekannten ausfindig machen kann. Trotzdem ihr ihre Tante wie auch Rambo ausdrücklich davon abraten, fährt sie mit ihrem Wagen schnurstracks über die Grenze und steht auch schon bald vor der Wohnungstür ihres Erzeugers in Mexiko. Der erkennt sie sofort wieder und macht ihr erstaunlich deutlich klar, daß er keinerlei Interesse an ihr oder ihrem Leben hatte und hat. Bumm! Solchermaßen abgefertigt entschließt sich Gabrielle mit ihrer Tipgeberin in einer Disco auf andere Gedanken zu kommen - dort aber wird sie mittels K.O.-Tropfen von schmierigen Zuhältern gekidnapt und wacht als eine von mehreren Gefangenen in einem Kellerloch auf. Ab da muß dann Rambo die Sache in die Hand nehmen...
Besonders logisch oder spannend war die Ausgangslage in keinem der bisherigen Rambo-Streifen, insofern darf man auch diesmal kein ausgeklügeltes Drehbuch erwarten - und schon gar nicht bei Rambos Auftritt. Der geht nämlich erst einmal solo zum Ort des Geschehens und wird (damit es nicht zu einseitig wird) von den jedes Klischee erfüllenden mexikanischen Mädchenhändlern verdroschen. Um den Schein zu wahren, mit diesem Streifen nicht schon wieder in Bausch und Bogen sämtliche Mexikaner als skrupellose Menschenhändler oder zumindest korrupte Polizisten darzustellen, darf eine "gute" Mexikanerin in Form einer Journalistin dem mitgenommenen Helden kurz Erste Hilfe leisten. Aber kaum hat sich dieser halbwegs erholt, gehts schon in die zweite Runde...
Am Ende fokussiert der Film dann wieder einmal auf das bekannte Thema Ein-Mann-Armee gegen ein ganzes Kartell mit wenig überraschendem Ausgang. Obgleich mit reichlich CGI-Einsatz in Szene gesetzt, können die finalen Action-Szenen dennoch überzeugen, obwohl sie für die durchschnittliche Erwartungshaltung vermutlich etwas zu schnell ablaufen - die wohlvorbereitete Ansammlung von Sprengfallen, Nagelhölzern und Fallgruben hätte sich eine längere Exposition durchaus verdient gehabt, denn sie ist - natürlich - das Herzstück dieses Films, auch wenn sie in diesem 5. Teil etwas Saw-lastig
daherkommt. Insofern also business as usual - well done, Mister Stallone, der nebenbei auch Mut zum Alter beweist, das man ihm in Gestik und Habitus durchaus ansieht (und wohl auch ansehen soll). Deutlich besser als der 4. Teil, etwas besser als der 3. Teil, aber weit hinter dem - wie ich meine - besten 2. Teil. 7 Punkte.