Eine Kritik von "iHaveCNit":
iHaveCNit: Harriet (2020)
13.07.2020
Ich hatte für den Kinostarttermin 09.07.2020 genau 2 Filme zur Auswahl, zwischen denen ich mich entscheiden musste und so ist statt „Gretel und Hänsel“ die Wahl auf „Harriet“ gefallen, der sich auch noch für eine sehr späte Oscar-Nachlese aus diesem Jahr anbietet, da sowohl Cynthia Erivo als auch der Song aus dem Film für einen Goldjungen nominiert war. Und bedingt durch aktuelle Ereignisse ist der Film auch entsprechend wichtig.
Araminta, genannt „Minty“ verbringt mit ihrer gesamten Familie ein Leben als Sklaven auf einer Farm in Maryland. Ein Gesuch von Ihrem Mann um die Freiheit für sie und ihren Mann lehnt der Farmbesitzer kurz vor seinem Tod ab. Der Sohn soll die Geschäft des Vaters übernehmen, aber da dieser eine problematische Beziehung zu „Minty“ hat, soll Sie an einen anderen Farmer verkauft werden. In einer Nacht- und Nebelaktion flieht „Minty“ erfolgreich nach Pennsylvania, nimmt dort den Namen „Harriet Tubman“ an und kurze Zeit später zieht sie mehrfach wieder zurück nach Maryland um dort ihre eigene Familie und viele mehr vor der Sklaverei zu befreien.
Bevor ich irgendetwas über den Film selbst wusste, war mir auch die Person der Harriet Tubman kein Begriff, aber das Biopic über ihr Leben und Lebenswerk hat mir einen schönen Einblick gegeben. Vor allem Cynthia Erivo hat die Hauptrolle sehr gut gespielt und den Film mit ihrer Performance sowie auch den Darstellungen von z.B. Leslie Odom Jr. und Janelle Monae mit Leben gefüllt. Gerade in einer Zeit, in der sich einige Bevölkerungsgruppen und Geschlechtergruppen auch in Filmen Vorbilder und Identifikationsfiguren wünschen, ist natürlich ein Film wie „Harriet“ etwas Großartiges für junge Afroamerikanerinnen, wenn diese eben Vorbilder und Identifikationsfiguren brauchen, bevor sie den Mut fassen können, genau das zu machen, was sie sich wünschen und auch auf ihre eigenen Ziele hinarbeiten. Der Film selbst spiegelt mit entsprechender Härte einen Teil der für Afroamerikaner so erniedrigende Zeit der Sklaverei wieder, auch wenn es nicht die Intensität von z.B. „Django Unchained“ und „12 Years A Slave“ erreicht. Dafür sind auch die Darstellungen der weißen Farmbesitzer einfach etwas zu blass, sofern dieser Vergleich an dieser Stelle überhaupt politisch korrekt ist. Natürlich liegt heute niemand mehr in Ketten und auch in der aktuellen Zeit sollte sich niemand mehr die Ketten der Vergangenheit und auch die Ketten von Schuld und Opferrollen anlegen, weil diese im Erreichen von positiven Veränderungen für die Zukunft eher ausbremst. Wie für Biopics üblich werden im Film natürlich einige Stationen im Leben von Harriet Tubman abgehakt, so dass der Film stellenweise etwas nüchtern und gehetzt wirkt. Es mag zwar auf Harriet historisch belegbar sein – und es ist natürlich auch klar, dass nahezu alle Teile der afroamerikanischen Bevölkerung sehr religiös veranlagt sind, aber die im Film eingebettete Religiösität und Spiritualität wirkte auf mich als weniger religiösen Menschen etwas befremdlich. So blieb das Biopic für mich etwas hinter seinen Möglichkeiten.
„Harriet“ - My First Look – 7/10 Punkte.