Eine Kritik von "Leimbacher-Mario":
Spät Boys
Fast wirkt es so, als hätte die „Bad Boys“-Reihe eine Zahl bzw. einen Teil übersprungen. Nun, satte 17 (!) Jahre nach dem letzten Part, kommt „Bad Boys 4 (!?) Life“, in dem sich die zwei nicht mehr ganz taufrischen Miami-Cops Mike Lowrey und Marcus Burnett einem heißblütigen und hochgezüchteten Kartellkiller stellen müssen, der die Sache schnell persönlich werden lässt... Ein letztes Mal (?) „Ride Together, Die Together“, dieses Mal ohne Michael Bay auf dem Regiestuhl, nun sogar mit einer jungen Garde bzw. modernen Kavallerie im Rücken. Man denke an eine Mischung aus einer abgeschwächten, dem Alter angepassten, natürlichen Weiterentwicklung der beiden Vorgänger, den späteren Lethal Weapons und modernen Actionfilmen ala „Fast Five“ oder „John Wick“. Natürlich getaucht in einen großen Topf Nostalgie und Farbfilter. Klingt gut? Ist es auch. Zumindest viel besser, als man hätte befürchten können bzw. es einige andere massive Actionreihen nach Jahren der Abstinenz auf die Bretter gekriegt haben. Von „Die Hard“ bis „Indiana Jones“.
Man merkt zügig bei „Bad Boys 4 Life“, dass man im besten Fall weitere Teile, Spin-Offs usw. an den Start bringen will. An allen Ecken und Enden, vom neuen Ammo-Team mit ein paar der heissesten Hollywood-Jungstars bis zum Bösewicht und seinen Hintergründen. Das nervt und wirkt wirklich unnötig für ein Actionspektakel, das der Abschluss einer Reihe hätte sein sollen, können, fast müssen. Ansonsten merkt man ein wenig das niedrigere Budget, die fehlende Energie und Over-the-Topness von Michael Bay in den Actionszenen, die nett sind, aber leider nie mehr oder gar spektakulär. Einige unnötige, unfertige Computereffekte stechen noch negativ hervor, über zwei Stunden hätte man dafür nicht unbedingt brauchen müssen und in der heutigen Zeit ist man einfach Größeres und Krachenderes gewohnt. Doch im Grunde ist Letzteres, die gewisse Bodenständigkeit (?) ja auch wieder eine Stärke. Das oldschoolige Feeling stellt sich schnell wieder ein, der Nostalgiefaktor ist hoch, es steht eine Menge auf dem Spiel und spätestens wenn der Remix des alten Scores einsetzt, bekommt man(n) Gänsehaut. Zudem können Lawrence und Smith einfach miteinander und die Chemie wird wohl (zum Glück) nie vergehen. Man hat die beiden (nun etwas gedämpften) Hitzköpfe schnell wieder drin im Herzen und es ist fast so, als wären sie nie weg gewesen. Nach so vielen Jahren. Das muss man erstmal schaffen. Es gibt etliche gut sitzende, gekippten Hommagen an die Vorgänger, die satte Härte passt und man spürt, dass es ohne die Bad Boys sowas wie die späteren „Fast & Furious“-Teile nicht (oder nur ganz anders) gegeben hätte. Für meine Generation stehen diese zwei Draufgänger für testosterongeladene Guilty Pleasures - und Teil 3 ist da keine Ausnahme. Nur ein wenig schwerfälliger, nicht mehr ganz so spritzig und mit grauen Strähnen. Was das Ding aber vielleicht sogar noch sympathischer macht.
Fazit: zwar fehlt Bay ein gutes Stück (!?!!), keine der Actionszenen bleibt allzu lange hängen und die Einführung der „Next Generation“ wirkt arg erzwungen - und dennoch stimmt die Dynamik des Duos noch immer, man mag sie einfach sehr gerne und es sind schon größere Actionfranchises weit mehr gestrauchelt. Für mich wahrscheinlich recht deutlich der schwächste Teil der Trilogie, aber eine sympathische & solide Fortsetzung - besser spät als nie. Jetzt sollte eigentlich aber auch Schluss sein... oder doch nicht?!