Eine Kritik von "TheMovieStar":
Über die Notwendigkeit von Franchise Fortsetzungen, deren letzter Auftritt 10 Jahre oder mehr zurück liegt, lässt sich bekanntlich streiten. Dabei ist der Grund für die Darsteller fast immer der Selbe: Landet man persönlich keine Hits mehr, wird gerne an erfolgreiche Rollen aus der Vergangenheit gedacht, um die Kassen mal wieder richtig klingeln zu lassen. Aber Vorsicht, ein Selbstläufer sind späte Weitererzählungen mit nichten. Der Spagat, einerseits für den Fan nachvollziehbare Brücken zu den alten Teilen zu bauen, anderseits aber auch neue Unterhaltungswerte zu bieten, gelingt nicht immer und oft wird aus dem sichergeglaubten Publikumserfolg eine finanzielle Enttäuschung. Im Falle von Bad Boys 3 - Bad Boys for Life schafft es Produzent Jerry Bruckheimer im Januar 2020 nach 17 Jahren "Zwangspause", sein beliebtes Buddy Gespann trotz einigen vorherigen, pessemistischen Unkenrufen aus dem eigenen Fanlager wieder überzeugend zu reaktivieren und die "bösen Jungs" auch Box Office erfolgreich in ihr (vorerst) letztes Abenteuer zu schicken.
Erfreulicher Weise konnte man vor bzw. auch hinter der Kamera fast die komplette Mannschaft der alten Filme zusammen trommeln, einzig und alleine die Regieverantwortlichkeit musste an die bekennenden Bayfans Adil El Arbi und Bilall Fallah abgegeben werden, da Michael Bay selbst auf Grund anderweitiger Dreharbeiten zum Netflix Hit 6 Underground beschäftigt war. Der eigentliche Plotschwerpunkt liegt dieses Mal mehr oder weniger bei Detective Mike Lowrey (Will Smith), der es aktuell wirklich nicht einfach hat. Sein Partner Marcus Burnett (Martin Lawrence) reicht seinen Ruhestand ein und er selbst wird Ziel eines feigen Mordanschlags, den er gerade so noch überlebt. Captain Howard (Joe Pantoliano) lässt ihn nur wiederwillg in seinem eigenen Fall ermitteln und stellt ihm die von Mikes Ex Freundin Rita (Paola Nunez) angeführte Jungspund Einheit AMMO zur Seite, was bei Mike natürlich auf wenig Gegenliebe stößt. Zusammen mit den Kollegen und der Unterstützung seines zurückgekehrten Buddys Marcus Burnett gelingt es Mike Lowrey, den Hintermännern seines Attentats näher zu kommen. Letzten Endes wird alles anders als er denkt und die Auflösung des Falls hängt tief verwurzelt auch mit seiner eigenen Vergangenheit zusammen, der sich Mike unweigerlich stellen muss...
Das faszinierendste an Bad Boys 3 war für mich, dass ich das Gefühl hatte, die Zeit sei stehen geblieben, denn der Übergang von Teil 2 zu Teil 3 gelingt absolut fließend. Alle bekannten Gesichter präsentieren sich trotz Ihres mittlerweile fortgeschrittenen Alters in Topform. Smith ist fit wie eh und jeh, dass er bereits eine 5 vor sich hat, sieht man ihm zumindest in diesem Film zu keiner Sekunde an. Lawrence trägt zwar ein paar Kilos zu viel mit sich spazieren, dies passt aber ausgezeichnet zu seinem Aussteiger Image und sich selbst bemitleiden sowie kultige Sprüche am Fließband reißen hat er ja nicht verlernt, auch Pantoliano als Captain Holland spielt wieder herrlich egozentrisch. Darüber hinaus gibt es ein Wiedersehen mit Burnetts Familie, seine Frau Theresa (Theresa Randle), seine Tochter Megan (Bianca Bethune) und dessen Freund Reggie (Dennis Greene bzw. MC Donald) überzeugen in ihren kleineren Nebenrollen und tragen zum gewollt familären Flair des dritten Teils bei.
Bad Boys 3 zelebriert regelrecht den Kult seiner eigenen Helden sowie des Bad Boys Jingles und ist in erster Linie sympathische Smith & Lawrence Situationskomik mit zündenden Gags am laufenden Band, es werden aber auch ernstere Themen wie das Altern behandelt, selbstverständlich immer mit einem gehörigen Schuss Ironie, federführend hat mir hier die Zusammenführung der alten Garde mit der neuen Bad Boys Generation Ammo imponiert. Wie es sich für einen Bad Boys Film gehört, wird die Action natürlich nicht vernachlässigt, Franchise getreu präsentiert sie sich bombastisch, größtenteils handgemacht, aufwenig inszeniert mit ein paar gefälligen blutigen Gewaltspitzen, auch wenn die Actionmomente quantitativ ein bisschen mehr sein könnten und im Showdown vereinzelt misslungene CGI Feuereffekte den Sehgenuss ein wenig trüben. Auffallend postitiv ist die Gestaltung der gegnerischen Seite zu bewerten, die Antagonisten wurden mit einer plausiblen, für den Zuschauer nachvollziehbaren Motivation ausgestattet und sind durch Jacob Scipio als Armando Aretas sowie Kate Del Castillo als Isabel Aretas hervorragend dargestellt.
Im Storybereich hat sich Drehbuchautor Chris Bremner ein paar unvorhersehbare Plot Twists ausgedacht, die mal mehr, mal weniger überzeugen. Obwohl mir nicht jede Wendung immer zu 100 % zugesagt hat, gelingt es ihm zumindest, dass Publikum zu überraschen und so die Spannungskurve in der doch etwas lang geratenen Spielzeit von 2 Stunden aufrecht zu halten, obgleich geringfügige Handlungsstraffungen und ein paar Filmminuten weniger dem Streifen insgesamt gesehen bestimmt nicht geschadet hätten. Der Fairness halber sei jedoch erwähnt, dass mit diesem Problem auch die beiden Vorgänger zu kämpfen hatten, vor allem der erste Teil ist mir bezüglich seiner Langatmigkeit im Gedächtnis geblieben.
Stand jetzt mit einer bisherigen insgesamten Kinolaufzeit von 5 Wochen liegt der 90 Millionen Dollar budgetierte Bad Boys 3 momentan bei einem weltweiten Einspiel von 370 Millionen Dollar und kann als erster Hit des noch jungen Kinojahrs 2020 gesehen werden. Ein möglicher vierter Teil wurde im Abspann angekündigt und soll sich bereits in Vorbereitung befinden. Ich persönlich kann für mich behaupten, dass sich der Kinobesuch gelohnt hat, meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Bad Boys 3 lebt von der sehenswerten Performance und dem perfekt ergänzenden Zusammenspiel seines dynamischen Duos Smith/Lawrence. Der Streifen bietet kurzweilige, humorvolle Komik gepaart mit wuchtiger Action und überraschenden Wendungen. Über den ein oder anderen Schönheitsfehler bin ich gerne bereit hinweg zu sehen, da der Film komplett betrachtet prima unterhält, was einer Wertung von 7,5/10 Punkte entspricht und aufgerundet die 8 bedeutet.