Eine Kritik von "Maichklang":
Das Aushängeschild eines erfolgreichen Horrorfranchises sollte man eigentlich erst dann abnehmen, wenn es völlig durchgerostet ist. Das war bei „Saw“ zwischenzeitlich recht deutlich der Fall und bereits zweimal schien die Reihe endgültig beendet. Bis Comedian Chris Rock als Rostentferner auf den Plan trat und mit Regisseur Darren Lynn Bousman einen vertrauten Mann des langjährigen Unternehmens gewinnen konnte.
In der South Metro Police in New York herrscht helle Aufregung im Department, denn soeben wurde ein Kollege auf brutale Weise getötet. Cop Zeke (Chris Rock) und sein Partner William (Max Minghella) nehmen sich der Aufklärung an und stoßen dabei auf Parallelen des berüchtigten Killers John Kramer. Bis ein weiterer Kollege tot aufgefunden wird…
Teil neun der Reihe steigt erwartungsgemäß mit einem perfiden Ableben ein, obgleich dem Opfer eine minimale Möglichkeit zum Überleben bleibt, indem es sich die Zunge binnen kurzer Zeit herausreißt. Ähnlich wie bei den Vorgängern bleibt den potenziellen Sündern also die Möglichkeit, ihr Leben noch ein wenig zu verlängern, obgleich die Wahl zwischen heißem Wachs auf dem Gesicht oder dem Durchtrennen des eigenen Rückrats nicht leicht zu fällen sein dürfte. Die garstigen Fallen wirken in der Geschichte nicht mehr so vordergründig, sondern eher wie eine Begleiterscheinung in einem Cop-Thriller, der mehr auf die düstere Stimmung denn auf reinen Horror setzt.
Das ist insofern erfrischend, als dass nicht einmal mehr versucht wird, ein undurchschaubares Konglomerat um Jigsaw fortzusetzen, mit Randfiguren, die irgendwann kaum mehr zuzuordnen sind. Ein korruptes Department reicht aus, um den Kreis möglicher Trittbrettfahrer für eine Weile einigermaßen spannend zu gestalten, allerdings werden inmitten des Gemetzels ein paar Hinweise zu früh auf den Drahtzieher preisgegeben.
Derweil hat sich mit Samuel L. Jackson ein Gesicht aus der ersten Liga in das Treiben geschlichen, was es folgerichtig, trotz etwas geringer Screentime deutlich aufwertet. Als Vater des Ermittlers darf er sich fluchend durch dunkle Szenerien bewegen und man hätte sich noch einige gemeinsame Szenen mehr mit Rock gewünscht, der zuweilen etwas über die Stränge schlägt und zum Overacting neigt. Wobei die Synchronstimmen von Oliver Rohrbeck und Engelbert von Nordhausen erwartungsgemäß noch einiges herausholen.
Ein Manko der Geschichte ist unterdes die Ermittlungsarbeit, welche mitunter recht willkürlich anmutet und anderweitig die meisten Cops reichlich unbedarft aussehen lässt, was dem Killer ein leichtes Spiel bereitet, der einmal mehr mit Schweinemaske und Spiralsymbol unterwegs ist. Der finale Twist ist durchaus absehbar, ein abschließendes Zeitspiel um Leben und Tod jedoch angemessen boshaft ausgefallen. Wobei die obligatorische Hintertür für eine mögliche Fortsetzung natürlich noch freigelegt wird.
Mit flottem Tempo, ein wenig Humor zynischer Art und einer ansprechend düsteren Farbgestaltung kann sich „Spiral“ durchaus sehen lassen, obgleich viele Elemente von „Sieben“ abgekupfert scheinen und die Folterfallen nicht ganz so grafisch und brachial ausgestattet sind wie bei einigen Vorgängern. Für den größeren Wurf mangelt es an kreativer Finesse, doch Fans der Reihe dürften nicht gänzlich enttäuscht werden.
6,5 von 10