Eine Kritik von "Leimbacher-Mario":
Das Lasso der bitteren Wahrheit
Ich liebe die 80er! Ich mag den ersten „Wonder Woman“. Ich gebe dem DC-Kinouniversum immer wieder Chancen. Gal Gadot ist ein Traum und für mich die perfekte moderne Diana Prince. Die Trailer gingen in Ordnung. Der Hans Zimmer-Soundtrack knallt oft genug episch rein.... Alles angerichtet also für einen dann doch noch donnernden (Heim-)Kinoausklang 2020?! Denkste! „Wonder Woman 1984“ geht mit Getöse baden und ist vielleicht sogar der offensichtlichste Fehltritt, den sich das DCEU bisher geleistet hat - und das will neben „Suicide Squad“ oder (der Kinoversion von) „Justice League“ schon etwas heißen! Kaum zu glauben, dass hier die gleichen Leute wie am mehr als passablen Vorgänger beteiligt waren. Zum Teil erinnert das eher an „Batman & Robin“ oder „The Amazing Spider-Man 2“ als an eine (vom Kino dringlichst benötigte) Sternstunde. Nicht der filmische Ausklang, den wir uns für 2020 erhofft haben - aber der, den das Jahr verdient hat?!... Erzählt wird ein sehr fader Ausschnitt aus Diana Prince's Leben in den 80ern (anfangs auch kurz aus ihrer Kindheit), in der sie gegen zwei ungewöhnliche, aber dann doch wieder sehr schnell enorm klischeehafte Bösewichte antreten muss - und dabei unerwartete Unterstützung durch ihre alte Liebe erhält...
Wie konnte das dermaßen schief gehen? Und: Zum Glück bin ich dafür nicht ins Kino! Diese zwei Aussagen haben in meinem Kopf bitter miteinander Ping Pong gespielt während den viel zu langen, drögen zweieinhalb (!) Stunden „Wonder Woman 84“. Dabei ist nicht alles schlecht. Gal Gadot bleibt eine menschliche Göttin. Chris Pine hat Charme und seine Chemie mit ihr passt weiterhin hervorragend. Und die beiden Bad Guys Pascal und Wiig gehen zumindest vollen Einsatz. Vor allem Ersterer als verzweifelter „Wishmaster“ hat seine Momente. Auch der Score hat einige echt große Auftritte, die an Gänsehaut kratzen. Und dennoch kann man das komplette Endprodukt größtenteils doch in die Tonne kloppen. Ein schnellschüssiges Drehbuch, mäßige und wenige Actionsequenzen, dümmliche Dialoge, scheußliche CGI-Schlachten. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. In seinen schlimmsten Momenten erinnert das gar an die mieseren „Superman“-Sequels von damals, an „X-Men: Dark Phoenix“ oder die drei „Fantastic Four“-Hohlbirnen seit der Jahrtausendwende. „Wonder Woman 84“ ist zwischendurch ganz süß und unschuldig, vor allem in den Momenten zwischen Diana und Steve - doch die meiste Zeit leider eine aufgeblasene Farce. Voller Overacting, ohne verdienten Spannungsbogen, mit mächtig viel Schmelzkäse obendrauf. Unangenehm. Gestern an Silvester auf dem Raclette ging das - auf der heimischen Leinwand stand mir jedoch immer wieder der Mund sperrangelweit offen bei diesem Hochglanztrash auf Abwegen. Und dann noch diese augenzwinkernde Mid Credit-Szene... Autsch! Aus der Zeit gefallen und peinlich.
Fazit: bunter, lauter, flacher, langweiliger - außer der royalen Gal Gadot und ein paar musikalischen Applausmomenten ist „Wonder Woman 1984“ ein erschreckend oberflächlicher, hohler und negativ altmodischer Superheldenzirkus, der mich absolut kalt gelassen und über weite Strecken auch gelangweilt hat. Hier geht wirklich ziemlich viel daneben - und wer schon den (meiner Meinung nach guten) ersten Teil nicht mochte, wird hier fast meinen die Fortsetzung zu „Cats“ zu sehen... Eine Gurke. Und die noch nichtmal in Scheibchen.