Eine Kritik von "Leimbacher-Mario":
Auf's Leben einen heben
Vier Lehrer versuchen mit dem konstanten Halten eines noch übersichtlichen Alkoholpegels im Blut ihre Midlifekrisen und persönlichen Probleme wegzusaufen. Ganz wissenschaftlich und safe. Natürlich (nicht)... Was sich jedoch problematisch lesen lässt, verpackt Thomas Vinterbergs frisch gebackener Oscargewinner „Another Round“ aka „Druk“ zu einem vielseitigen, witzigen, natürlich auch enorm bitteren und nachvollziehbaren, aber insgesamt genauso hoffnungsvollen... Rausch.
Alkohol - Fluch und Segen, Leben und Sterben, Feiern und Reiern, Freude und Angst, Tanzen und Wanken, Tröster und Töter, Löser und Laster, Sucht und Wucht, Party und Kater. Eigentlich ist jedem klar, was für Auswirkungen, positive wie negative, die gesellschaftlich (erstaunlich?) akzeptiert flüssige Droge (!) meist hat. Doch „Druk“ bringt diese Zwiespältigkeit nochmal auf ein ganz anderes Level. Danke Herr Vinterberg, dass Sie das Projekt trotz ihrem unfassbaren privaten Trauerfall noch durchgezogen haben! Sonst wäre uns eines der besten Werke über das Thema und einer der feinsten Filme des Jahre entgangen. Ohne Frage ein würdiger und wuchtiger und wichtiger International Oscar Winner. Mikkelsen gibt uns mal wieder aufopferungsvoll und fast beängstigend gut alles was er hat - und das ist nicht weniger als Weltklassenniveau. Und was für ein wilder Tänzer er obendrauf noch ist! Vinterbergs Regie hat Esprit, Intelligenz, Mut und Charme. Ihre Zusammenarbeit „Die Jagd“ vor zehn Jahren war auch schon bockstark. Aber „Der Rausch“ ist zum Zungeschnalzen. Ein hochprozentiger Hit. Trotz unfassbar düsterer Passagen und wunderbar diskussionswürdigem Thema verlässt man mit einem richtig guten Gefühl den Film. Es werden die tollen wie miserablen Seiten des Stoffs angeschnitten und jedem selbst überlassen, wie er sich zu der Sache positionieren will und was er für Schlüsse daraus zieht. Es ist im Endeffekt aber - und das kann man nicht fett genug unterstreichen - ein Film, der das Leben massiv feiert. Mit allen Ups und Downs. Und nicht den Alkohol.
Fazit: einer der besten Filme des Jahres. Weltweit, wild, weise. Betrunken und brillant. Ausgeglichen und vielschichtig. Philosophisch und partytauglich. Eher geil als gefährlich. Vinterberg und Mikkelsen sind ein tolles Paar!