Eine Kritik von "Maichklang":
Episodenfilme mit mehreren Regisseuren und unterschiedlichen Stilrichtungen unterliegen oftmals dem Problem arg schwankender Qualität. Vorliegende Anthologie von Autor und Regisseur Ryan Spindell basiert ursprünglich auf einer durch Crowdfunding realisierten Kurzgeschichte und wirkt wie aus einem Guss, obgleich die Episoden in verschiedenen Dekaden des vorherigen Jahrhunderts angesiedelt sind.
Die Rahmenhandlung spielt sich im Bestattungsunternehmen von Montgomery Dark (Clancy Brown) ab, wo die junge Sam (Caitlin Custer) als Gehilfin anfangen möchte. Während der Führung durch das alte Haus erzählt ihr der alte Mann mysteriöse Geschichten…
Sehr geschickt spielt Spindell mit der vermeintlichen Reaktion des Publikums, indem er durch Sam bereits eine Kritik äußert, wie etwa zur ersten Geschichte, dass dieser im Prinzip eine Pointe fehlt. Tatsächlich ist die Einstiegsepisode keine fünf Minuten lang und veranschaulicht, was einer Trickdiebin auf einer Toilette passiert, als diese einen verspiegelten Verschlag ins Visier nimmt.
Die zweite Erzählung „Unprotected“ setzt deutlich mehr auf Humor, als ein Weiberheld während der stürmischen Nacht mit seiner neuen Eroberung heimlich das Kondom abstreift und am nächsten Tag mit den Konsequenzen konfrontiert wird. Geschichte drei hat den tragischen Hintergrund einer Pflegegeschichte. Ein Mann pflegt seine nur noch dahin vegetierende Frau, was laut Aussage seines Arztes noch viele Monate in Beschlag nehmen könnte, was final ein wenig ins Surreale abdriftet.
Die finale Geschichte ist recht eng mit der Rahmengeschichte verbunden und nennt sich selbstbewusst „The Babysitter Murder“, nach dem Arbeitstitel von Carpenters „Halloween“.
Folgerichtig wird der Stoff eines klassisch angelegten Slashers vermittelt, der an einigen Stellen mit einer Meta-Ebene spielt und auch einige Klischees durch den Kakao zieht.
Die Stärke ist hier ein finaler Twist, wonach auch die Rahmenhandlung noch eine Überraschung aus dem Ärmel zaubert.
Was bei dem Werk von vornherein positiv auffällt, ist die liebevolle, oft detailgetreue Ausstattung nebst entsprechenden Kostümen und Frisuren. Dazu ein recht aufwändiges Make-up, insbesondere bei Clancy, der in der Figur des undurchsichtigen Leichenbestatters ein wenig an den „Tall Man“ aus „Phantasm/ Das Böse“ erinnert. Zudem performt die komplette Riege mindestens solide, wobei ein Arzt in mehreren Episoden vom selben Darsteller verkörpert wird, was durchaus charmant rüberkommt.
Schon aufgrund der Reisen in vergangene Jahrzehnte richtet sich die Anthologie eher an ein reiferes Publikum, welches mit dem ähnlich gelagerten „Geschichten aus der Gruft“ groß geworden ist. Die Erzählweise ist insgesamt eher ruhig und setzt mehr auf Atmosphäre, denn auf Gemetzel, wobei die FSK16 hinsichtlich einiger handgemachter Einlagen, speziell in der dritten Geschichte grenzwertig ist. Freunde düsterer Episodenfilme können definitiv eine Sichtung wagen.
7 von 10