Eine Kritik von "Leimbacher-Mario":
Step Up 2 The Streets
Vor zwölf Monaten hätten einige Filmnerds (mich eingeschlossen) „In The Heights“ noch als Geheimtippkandidat des abgelaufenen Jahres angesehen, eine Mischung aus „La La Land“ und „Do The Right Thing“, die die Latino Community mobilisieren, begeistern, einen und ins Kino locken könnte, wie es etwa „Black Panther“ mit der afroamerikanischen Bevölkerung getan hat. Dazu noch vom Regisseur von „Crazy Rich Asians“. Doch es kam natürlich gänzlich anders und weder in den Staaten noch im Rest der Welt konnte das Miranda-geschriebene Musical wirklich Wellen schlagen. Zurecht? Oder ein Klassiker seines Genres, der nun erst im Heimkino und den Folgejahren sein Publikum findet? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Erzählt wird von einigen Menschen im New Yorker Stadtteil Washington Heights mit südamerikanischen Wurzeln, die alle ihre Träume und Ängste haben, diese scheinbar aber liebend gerne mit riesigen Choreos wegsingen und -tanzen…
Barrioparty+ dynamisch, authentisch und echt wirkende Tänze und Choreos+ brachiale und tolle Repräsentation von Minderheiten + ein sehr frischer Blickwinkel auf „Nueva York“+ wahnsinnig taffe Ladies + zumindest ein Song mit Meisterwerkpotenzial+ ein Film von Träumern für Träumer + positiv patriotisch + Lin-Manuel Miranda in augenzwinkernder Nebenrolle (ohne sich in den Vordergrund zu drängen)+ cleveres Unterlaufen des erwarteten Ausgangs+ meist wunderschöner Look+ nette Kameraspielereien+ beeindruckende Massen-Tanz-Szenen+ wirkt von Stil und Art sehr modern und hip+ ein wenig ein Anti-„West Side Story“+ Wohlfühl- und Gemeinschaftskino+ in einer Gruppe oder einem vollen Saal sicher nochmal mitreißender + fast WM- oder Sport-/Fan-Stimmung+ gerappte Musicals gibt’s zu wenig + super bunt; visuell eine Wucht + auch ältere Powerfrauen+ musikalische Riffs und Einflüsse aus der Popwelt + die gigantische Poolszene! + schöne Hommagen zu klassischen Tänzern und Musicals (Astaire/Rogers?)+ entlässt einen extrem positiv + lässt oft mitwippen und staunen + sogar ein wenig „Rent“-Vibes+ Hauptfigur realistisch und liebenswert + eigentlich perfekter Sommer-Blockbuster+ verbindet sehr schön Wurzeln und Heimat
Blackout— deutlich zu viele Figuren — kaum ein Song wirklich grandios — ein wenig zu ausufernd und lang — seine Überdrehtheit und Hyperaktivität könnte Leuten aufstoßen — geht über Krisen und negative Aspekte einfach flott, oberflächlich und schwungvoll hinweg — nicht alle Darsteller mit genügend Charisma — trotz seiner Frische doch manchmal nur eine Art Best-Of bekannter Musicals — nicht auf „Hamilton“-Niveau— ein wenig antiklimaktisch— für manche eventuell zu glatt
Fazit: eines der fröhlichsten, buntesten, frischsten, unschuldigsten, chaotischsten und ansteckend positivsten Musicals… aller Zeiten? „In The Heights“ ist ein filmisches Antidepressivum. Selbst wenn nicht alle Songs on fire bleiben und es etwas zu viele Figuren sind. Ein Heimatfilm. How I Met Your Mami?!