Eine Kritik von "Leto":
Zack Snyder ist ein wahrer Künstler in Sachen Inszenierung, Bildsprache, Timing, Kameraführung und dem Erzeugen von Stimmungen...aber leider kein guter Geschichtenerzähler!
Das macht "Army of the Dead" nach seinen beiden Style-over-Substance-Krachern "300" und "Sucker Punch" wieder einmal unmissverständlich klar.
Es wird zwar geklotzt statt gekleckert was das Zeug hält (auch wenn man dem Endergebnis seine im Vorfeld kommunizierten Kosten in Höhe von 100 Millionen US-$ nicht wirklich ansieht); die Actionszenen sind temporeich und toll gemacht, die Zombies sehen zum Fürchten aus und benehmen sich auch so (was eine sehr gute Weiterentwicklung zu Snyders erstem Welterfolg "Dawn of the Dead" ist) aber es wird an mehreren Stellen versäumt, den Charakteren, welchen man beinahe 2 1/2 Stunden folgen soll, ein geeignetes Profil und einen glaubhaften Background zu geben.Da in einem Zombiefilm genau das es ist, was den Zuschauer mit fiebern lässt und um eine emotionale Bindung zum Geschehen auf der Leinwand, respektive Mattscheibe aufzubauen, funktioniert das Konzept hinter "Army of the Dead" leider nur in der Theorie.
Ein Heist-Movie in Amerikas Downfall-Paradies Las Vegas mit Massen an internierten Untoten kann eben nur eines sein - entweder ein Action-Spektakel sondergleichen mit ein paar lockeren Sprüchen im Stile von "Hirn-aus-Kino" wie "The Expendables" oder ein beinharter Horrorfilm mit klaustrophobischen Kampf-Szenen und Verfolgungen mit ein paar Gore-Einlagen - aber eben nicht beides gleichzeitig.
Es verlaufen Storylines im Sande (was passiert z.B. schlussendlich mit Kate, der Coyotin und der Mutter der Kinder aus dem Lager), es werden gespannte Fäden einfach durchtrennt und der ein oder andere Charakter bekommt nicht genügend Screentime und Motivation, um zu glänzen (Tig Notaro und Raúl Castillo), dafür werden andere über Gebühr in die Handlung gezerrt, haben aber im Grunde wenig dort verloren (Ella Purnell als keifende und selbstsüchtige Tochter von Dave Bautista hätte ich sogleich versucht, unterwegs diskret los zu werden).
Der bemühte Humor im Spektakel, vorrangig repräsentiert von Deutschland-Export Matthias Schweighöfer (dessen Dialoge immer hart an der Grenze zur debilen Peinlichkeit vorbei schrammen) zündet leider auch sehr selten und die eingeschobene Rettungsaktion am Ende könnte auch ein Mehr an Spannung und weniger dummen Entscheidungen vertragen.
Alles an der Handlung wirkt wie ein Episodenfilm, den man unbedingt zu einem storytechnischen Gesamtwerk zusammenfügen wollte - auch wenn einige Ideen nicht zusammen passen.Ideen wie der untote Tiger (immerhin verantwortlich für einen der beeindruckendsten Kills im Film), schwangere Zombies und die "gelebte" Kritik von Kate an den unhaltbaren Zuständen in den Notunterkünften rund um die abgeriegelte Zone und die Entstehung des Virus mit einem "Patient Zero" zu begründen, lassen immer einmal wieder die positiven Absichten hinter dem Mega-Projekt aufblitzen.
Vorwerfen kann man hier im Grunde nur Zack Snyder ein Misslingen des Ganzen, denn hätte er sich nur auf Produktion, Regie und Kamera verlassen und das Drehbuch einem anderen Autoren komplett überlassen, hätte man sich als Zuschauer vielleicht auf eine ähnliche inszenatorische Meisterleistung wie "Watchmen" freuen können.
Da ich bereits mit "300" sehr wenig anfangen konnte (weil Kampfszenen in Zeitlupe eben keine Geschichte erzählen können) und auch mit "Sucker Punch" meine Probleme habe (der im Grunde wie ein teurer Frauen-Kampffilm aus den 70ern aussieht), ist das neue Netflix-Spektakel des Regisseurs, dessen DC-Trilogie ich für sehr gelungen halte, da sie den Geist und die Atmosphäre der Vorlagen gekonnt einfängt, für mich persönlich zwar kein echtes Ärgernis aber eben eine Enttäuschung.
Versprach der Trailer ein kurzweiliges Action-Feuerwerk mit geschickt eingestreuten Horror-Momenten, hält das Endergebnis keine der aufgeworfenen Erwartungen.
Bleibt unter dem Strich ein immerhin unterhaltsamer jedoch halbgarer Genre-Mix, der zwar Netflix' Fuss in der Tür der grossen Kino-Unterhaltung nicht unbedingt weiter vorschieben wird aber immerhin für einen Abend seichte Filmkost bietet.