Eine Kritik von "iHaveCNit":
iHaveCNit: Ambulance (2022) – Michael Bay – Universal
Deutscher Kinostart: 24.03.2022
gesehen am 24.03.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 8 – Reihe 13, Platz 18 – 20:15 Uhr
Der gute Michael Bay gehört schon seit jeher zu einem meiner Lieblingsregisseure, auch wenn es hier und da immer wieder qualitativ schwankt und etwas zu kritisieren gibt. Zuletzt war diese Schwankung ganz klar zu erkennen, denn nachdem mir „13 Hours“ sehr gut gefallen hat, waren seine Transformers-Fortsetzung „The Last Knight“ und die Netflixproduktion „6 Underground“ eher Rückschritte. Zum Glück ist „Ambulance“ nun wieder ein Schritt in die richtige Richtung gewesen.
Der Ex-Soldat Will Sharp steckt tief in finanziellen und emotionalen Schwierigkeiten, denn seine krebskranke Frau benötigt eine lebensrettende und sehr kostspielige Operation, für die Will absolut keine finanzielle Unterstützung bekommt. Entgegen dem Rat seiner Frau wendet sich Will an seinen Bruder Danny, der aktuell kurz vor einem großen Bankraub steht. Bei diesem Bankraub jedoch geht sehr viel schief, es wird nicht nur ein Cop angeschossen, die polizeiliche Übermacht zwingt die beiden dazu, einen Krankenwagen der Rettungsassistentin Cam zu klauen und sich nun eine Verfolgungsjagd durch die Straßen zu LA zu liefern.
„Ambulance“ ist eine Neuverfilmung eines dänischen Films mit Thomas Bo Larsen, der mit 75 Minuten ein kleines Kammerspiel in einem Krankenwagen nach einem missglückten Banküberfall sein soll – den ich definitiv mal nachholen möchte – und der gute Michael Bay bläht diese 75 Minuten mit einer ganzen Stunde zusätzlich auf und macht ein riesiges, wildes, ruheloses Actionspektakel draus. Der Film bietet in seiner einfachen Grundidee und seinem Schauplatz LA sicherlich Anleihen an große Actionmeilensteine wie „Heat“ und „Speed“ und garniert diese mit einer kleinen Portion Kritik am amerikanischen Traum wie im Kern der von David Mackenzie inszenierte und von Taylor Sheridan geschriebene „Hell or High Water“. So ganz untypisch für Michael Bay kommt der Film auch ohne wirklich großen amerikanischen Pathos aus und es kommt sogar zu einer wenn auch oberflächlichen Kritik und Dekonstruktion des amerikanischen Traums. Charakterlich bietet Jake Gyllenhaal eine extrem überdrehte Performance, wohingegen Yahya Abdul-Mateen II, den man aus unter anderem „Candyman“ kennt als emotionaler, moralisch guter und sympathischer Ankerpunkt etwas blass bleibt. In Bays Filmen sind gute Frauenrollen spärlich gesät, da diese oft durchaus kritisch gesehen als sexualisiertes Eye-Candy ohne jeglichen Mehrwert in die Handlung integriert werden. Für Bay untypisch kommt „Ambulance“ ohne diese Sexualisierung aus und bietet mit Eiza Gonzalez´ Rettungsassistentin Cam eine der besseren Frauenrollen in Bays Filmografie. Normalerweise überlädt sich Bay auch immer in großen CGI-Orgien, die auch in „Ambulance“ weitestgehend nicht vorhanden sind und es erfrischend ist, dass Bay mal auf handgemachte Action und Effekte setzt. Etwas weiteres, dass Michael Bay sicherlich für sich und seine Ästethik gefunden hat ist der Einsatz von Drohnenkameras – und da übertreibt und überdreht der Film maßlos. Es ist wild, es ist ruhelos, es ist zum Teil virtuos, aber es zeigt auch, wo die Grenzen dieses Einsatzes und der Möglichkeiten liegen. Die Kamerafahrten sind zum Teil so schnell und rasant, dass es doch recht unübersichtlich und einem auch mal schwindlig wird – so dass man am Ende vielleicht selbst einen Krankenwagen braucht. Und wer weiß ob dieses Schwindelgefühl für leichte Amnesie gesorgt hat, denn es gibt eine Sequenz, die für mich extrem gehetzt, zerschnitten und in ihrem gesamten Ablauf sehr lückenhaft wirkte.
„Ambulance“ – My First Look – 7/10 Punkte