Eine Kritik von "Maichklang":
Bei Michael Bay müssen sich mindestens 30 Autos überschlagen, etwa 15 Helikopter im Tiefflug über die Stadt fliegen und die eine oder andere Explosionen erzeugt werden, ansonsten wäre der Mann mit sich und seiner Materialschlacht wohl kaum zufrieden.
Der ehemalige Marine Will (Yahya Abdul-Mateen II) wollte sich eigentlich nur einen Batzen Geld für die Krebsoperation seiner Frau von seinem Adoptivbruder Danny (Jake Gyllenhaal) besorgen. Doch der zieht ihn umgehend in seine Pläne hinein, eine Bank um zig Millionen Dollar zu erleichtern. Allerdings gerät der Coup aus dem Ruder und die ungleichen Brüder nehmen während ihrer Flucht einen Ambulanzwagen nebst Sanitäterin Cam (Eiza González) und schwer verletzten Cop in Beschlag…
Anfangs könnte man meinen, Bay würde die Geschichte vielschichtiger aufbauen, indem gleich mehrere Figurenkonstellationen parallel eingeführt werden. Aufgrund der Krankheit seiner Frau erhält Will zumindest so etwas wie moralische Beweggründe, zumal er überdies der integere der beiden Brüder ist. Die scheinbar resolute Cam erhält ebenfalls einen marginalen Hintergrund, da sie Job und Privates strickt voneinander trennt, während Danny für einige zynische Zoten zuständig ist, spätestens wenn es bei der Flucht um die Farbe bestellter Flamingos geht.
Auflockerungen sind folgerichtig immer mal wieder auszumachen, wofür Bay sogar einen seiner Hunde in ein viel zu kleines Auto verfrachtete und hinsichtlich seines Actioners „The Rock“ ein paar ironische Einwürfe übrig hat. Ansonsten ist natürlich Vollgas angesagt, denn Stillstand, - das wird einige Male deutlich ausgesprochen, kommt nicht infrage. Neben einigen Schusswechseln ist es eben die ausufernde Verfolgungsjagd quer durch LA, welche das Adrenalin konsequent puscht und dabei einige physikalische Gesetze über Bord wirft. Medizinische im Übrigen auch.
Auf visueller Ebene fällt primär der Einsatz von Drohnen auf, welche zuweilen aberwitzige Loopings drehen, aber auch mal kurz gegen den Strom schwimmen, was das Tempo gefühlt noch erhöht. Der weitgehende Verzicht von CGI ist ebenfalls auf der Habenseite zu verbuchen, denn hier geht noch alles so richtig krachend kaputt, erzeugt Staub und Qualm und fordert die Arbeit diverser Stuntleute, die im Zweifel verunfallten Fahrzeugen ausweichen müssen.
So ergibt sich ein Actioner der alten Schule, der mit überzeugenden Soundeffekten und einem latent treibenden Score um die Ecke kommt. Darstellerisch wird niemand überfordert, wobei Gyllenhaal am ehesten die Möglichkeit bekommt, mal so richtig die Sau raus zu lassen.
Die Story ist bei alledem so ziemlich zu vernachlässigen, da der Fokus auf einer einzigen Hatz liegt, welche kaum Verschnaufpausen zulässt.
Wer mit den Werken von Bay vertraut ist, macht hiermit ergo nicht viel falsch, denn das Hirn mal für zwei Stunden auf Durchzug zu stellen, kann auch Entspannung liefern.
7 von 10