Eine Kritik von "Maichklang":
Nicht nur mit Blick auf Steven Spielbergs Klassiker ist es für Autor und Regisseur Jordan Peele die unheimliche Begegnung der dritten Art, nämlich sein dritter Spielfilm. Neben Erscheinungen außerirdischer Herkunft beschäftigt er sich mit wütenden Schimpansen, einsamen Cowboys und buchstäblich zerplatzten Träumen.
Nach dem Tod des Vaters (Keith David) führen die Geschwister Em (Keke Palmer) und OJ (David Kaluuya) seine Ranch für den Einsatz von Pferden in Hollywoodfilmen fort. Mithilfe des Technikfreaks Angel (Brandon Perea) wollen sie beweisen, dass sich über der wüstenförmigen Einöde eine extraterrestrische Macht eingenistet hat. Doch bevor alle Gegenmaßnahmen installiert sind, setzt sich die Bedrohung in Bewegung…
Eigentlich muss der Titel nicht mehr übersetzt werden, doch in diesem Zusammenhang käme er einem trotzigen „Nö“ oder „Vergiss es“ gleich. Eine Grundeinstellung, die OJ nicht erst seit dem Unfalltod seines Vaters zu teilen scheint, denn der unnahbar wirkende Schluffen tut sich genauso wenig als Sympathieträger hervor wie seine extrovertierte Schwester, die lange Zeit ebenfalls nicht viel konstruktives zum Geschehen beiträgt. Demgegenüber werden interessante Nebenfiguren wie ein Themenparkbetreiber (Steven Yeun) vom Drehbuch sträflich vernachlässigt, wobei der Figurenkosmos hier ohnehin sehr überschaubar bleibt.
Mit seinem guten Gespür für atmosphärische Momentaufnahmen schürt Peele hingegen Interesse, auch hinsichtlich einiger böser Vorzeichen. Mit Blick auf den Nachthimmel steht OJ eines Abends vor der Pferdekoppel und man achtet unweigerlich auf jede mögliche Bewegung am Horizont, während ein Zeitsprung ins Jahr 1998 in ein Fernsehstudio durchaus Annäherungen an Hitchcock aufblitzen lassen. Allerdings zieht sich der Vorlauf, bis die Angelegenheit ein wenig konkreter und das Tempo endlich ein wenig angezogen wird.
Die Spezialeffekte überzeugen, der Einsatz zahlreicher Skydancer (diese dünnen Ballonmännchen, die im Wind groteske Bewegungen machen) unterstreicht die eigentümliche Wüstenstimmung und gleichermaßen sorgt ein starkes Sounddesign mit zahlreichen Songs in variablen Abspielgeschwindigkeiten für angemessenes Unwohlsein. Viel ist über die eigentliche Bedrohung, die zunächst an eine Mischung aus Staubsaugerbeutel und Ballettschuh, später an ein Meerestier erinnert nicht zu sagen. Denn diesbezüglich tun sich innerhalb des Showdowns einige Diskrepanzen und Logiklöcher auf, gleiches gilt für die Zusammenhänge mit dem Schimpansen, die bis zuletzt sehr vage bleiben.
Obgleich die starke Kameraarbeit vor allem während der rar gesäten Actionszenen einen überaus positiven Eindruck hinterlässt und einige markante Einstellungen haften bleiben, vermag die dünne Geschichte nicht in Ansätzen mit dem Handwerk mitzuhalten.
Mal abgesehen von der mangelnden Bindung zu den Figuren, werden interessante Subplots (Mediengeilheit, Vorteile vom Einsatz analoger Technik, Kindheitstrauma) nur unzureichend durchleuchtet, während der eigentliche rote Faden nie allzu stramm gespannt wird.
Daraus resultieren hinsichtlich der 130 Minuten Laufzeit einige Längen im ersten Drittel, zu wenig Suspense in der zweiten Hälfte und ein insgesamt eher durchwachsener Eindruck.
5,5 von 10