Eine Kritik von "iHaveCNit":
iHaveCNit: Mittagsstunde (2022) – Lars Jessen – Paramount
Deutscher Kinostart: 22.09.2022
gesehen am 28.09.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Eldorado - Parkett – Reihe 5, Platz 9 – 20:30 Uhr
Das Kinoprogramm hat aktuell ein schönes Drama im Angebot, dass eine Verfilmung des Romans „ Mittagsstunde“ von Dörte Hansen ist. Buch habe ich zwar nicht gelesen, aber der Trailer des Films von Lars Jessen hat mich schon interessiert. Zurecht an der Stelle.
Ingwer hat in jungen Jahren seine Heimat im nordfriesischen Brinkebüll verlassen, um in Kiel zu studieren und auch später an der Uni als Dozent zu arbeiten. Als seine Eltern jedoch auf häusliche Pflege und Unterstützung angewiesen sind, lässt er sich für ein Jahr beurlauben, um für seine Eltern da zu sein – ohne zu ahnen, dass sich viel in der Heimat verändert hat und wie ihn die Aufarbeitung seiner Vergangenheit verändern wird.
„Mittagsstunde“ von Lars Jessen ist ein sehr feines Drama der leisen Töne, dass vielleicht aufgrund der nordfriesischen Mentalität etwas kalt und distanziert rüber kommen und einen vielleicht deswegen emotional nicht ganz abholen kann, aber damit sehr authentisch ist und einen tollen Einblick in das Leben, Land und Leute bietet. Das feine Drama kann sowohl als Heimatdrama als auch Familiendrama gesehen werden, dass durchaus innerhalb seiner Erzählung oft Zeitsprünge in die Vergangenheit macht und das Bild des Films sich Schritt für Schritt damit aufbaut. Für mich persönlich mag sich die Besetzung einzelner Charaktere in den unterschiedlichen Zeitebenen ein wenig im Gesamtkonzept unkontinuierlich und unglaubwürdig anfühlen, aber mit Charly Hübner in der Hauptrolle hat man eine richtig gute Wahl getroffen. Im feinen Drama des Films geht es im Sinne von Heimat und Familie natürlich auch darum, dass schwelende, lange unterdrückte Konflikte und Geheimnisse ans Licht kommen müssen, die dem ganzen Familienkonstrukt eine durchaus interessante und komplexere Note gibt. Interessant finde ich auch, dass der Film für die Ecke Authentizität die Extra-Meile läuft und sogar in plattdeutsch mit deutschen Untertiteln gedreht worden ist. Leider habe ich diese Version nicht gesehen und werde mir das natürlich später einmal im Heimkino vornehmen, gerade auch, weil die komplexen und verborgenen Geheimnisse des Films sich für mich nach der ersten Sichtung nicht ganz zweifelsfrei gelöst haben.
„Mittagsstunde“ - My First Look – 8/10 Punkte.