Eine Kritik von "Marcel":
Obwohl die Produzenten die Produktion „Bibi Blocksberg“ sicher nicht ohne Hoffnung auf Erfolg (im Fahrwasser des Harry Potter - Hypes) starteten kam es doch etwas überraschend, dass der Film mit über 2 Mio. Zuschauern die erfolgreichste deutsche Produktion 2002 war. So dürfen wir nun zwei Jahre später auch eine Fortsetzung unseres Zauber – Kindes auf der Leinwand bewundern (zumindest alle Eltern und all diejenigen Hardcore - Filmfans die sich in eine geräuschvolle Vorführung mit lauter Kindern wagen). Tatsächlich deutete für mich schon die, für einen Kinderfilm enorme, Laufzeit von 2 Stunden auf eine Besserung gegenüber dem ersten Teil hin und die ist dann auch deutlich festzustellen. Bibi ist zwei Jahre älter geworden und auch der Film kommt reifer daher. Das beginnt schon damit, dass aus dem Superkind Bibi aus Teil 1 hier eine schlechte Matheschülerin gemacht wurde, der das Sitzenbleiben droht. Da kann man sich doch schon irgendwie hineinversetzen. Dass das Mädel deshalb auf ein Sommerinternat im Schloss geschickt wird rückt das ganze natürlich schon in Richtung Harry Potter und bei dem musikalischen Leitthema dieses Films drängt sich der Gedanke auf, dass die Macher das Ganze auch als eine Art Hommage auf eben diesen verstehen. Doch auch dort gibt es wieder zahlreiche positive, weil ernste und lebensnahe Aspekte, die dem naiven Fantasy – Abenteuer Würze verleihen: Die zickige Zimmer-genossin, der schüchterne Junge, der sich offenbar in Bibi verguckt und natürlich das gehbehinderte, verwaiste Mädchen, das zu Bibis Freundin in diesem Abenteuer wird. Auch kommt es zum pubertären Konflikt zwischen Bibi und ihrer Mutter.
Etwas enttäuschend ist die Tatsache, dass kein neuer Bösewicht ersonnen wurde, sondern die böse Hexe Rabia aus Teil 1 aus ihrer Verbannung entkommt um sich an den Blocksbergs zu rächen. Obwohl Corinna Harfurch die Hexe wieder mit voller Hingabe und mit viel Charme verkörpert wäre ein wirklich fieser Gegner durchaus wünschenswert gewesen (allerdings wollte man vielleicht auch das volle Publikum ausschöpfen und auf eine Freigabe ohne Altersbeschränkung setzen).
Ansonsten haben wir hier eine Fantasy – Story mit bekannten Elementen, die aber deutlich interessanter und spektakulärer wirkt als die des Vorgängers. Geheimnisvolle Höhlen mit gefährlichem Labyrinth unter den Mauern des Schlosses und den Zugang bekommt man natürlich durch einen Geheimgang in einer alten Bibliothek. Der Fantasy – Plot bringt nichts wirklich neues, ein bisschen Harry Potter und ein bisschen Indiana Jones, doch werden hier auch durchaus optische Highlights geboten, denn die Sets in den Höhlen sind durchaus ansprechend und aufwendig gestaltet.
Auch im Darsteller – Bereich überzeugt der zweite Blocksberg völlig. Sidoni von Krosigk ist nach wie vor eine charmante Bibi der man gerne zusieht und die sich auch bei ernsten Dialogen sichtlich bemüht, auch wenn diese bei den Diskussionen mit der Mutter etwas gekünstelt wirken (so spricht halt kein 13 jähriges Mädchen), doch auch den hochkarätigen Erwachsenen – Darstellern wird genügend Screentime eingeräumt. Insbesondere Ulrich Noethen als Bernard Blocksberg sorgt für einige humorvolle Einlagen. Katja Riemann als Barbara Blocksberg wieder zusehen ist auch erfreulich.
Witziger Neuzugang ist der schusselige Direktor Prof. Dr. Dr. Quirin Bartels gespielt von Edgar Selge. Der muss genauso viele Streiche seitens Bibi hinnehmen wie Bibis Mutter böse Kommentare, beide verwundern auch schon in ihrer Toleranz.
Das Ende hält übrigens für die bereits erwähnte Corinna Harfurch ein Schicksal für die böse Hexe Rabia parat, dass man durchaus als garstig bezeichnen kann. Allerdings nur wenn man schon erwachsen ist, die Kinder scheint es eher zu amüsieren.
Leider hat man auch auf Lied - Einlagen diesmal nicht verzichtet, doch es sind nur zwei Lieder und das zweite (wieder eine Art Rap von Bibi und den beiden anderen Jung – Hexen gesungen) klingt nicht mal so übel.