Eine Kritik von "Mr. Hankey":
Harry Potter, Großbritanniens großer Zauberstar, hat es in seinen Büchern schon auf sechs Abenteuer geschafft, Bibi Blocksberg, Deutschlands Hörspiel-Hexe Nr. 1, hat schon weit mehr als 50 Abenteuer auf dem Buckel. Dagegen hat Potter bei den Filmen die die Nase vorn, mit derzeit vier Streifen, während Bibi gerade mal mit zwei Filmen trumpfen kann. Doch nicht nur in der Anzahl hat Harry mehr zu bieten, auch die Qualität unterscheidet sich deutlich. Während er sich nämlich (bis jetzt) durchgehend auf höchsten Qualitätsstufen befindet, so muss sich Bibi mit ihrem zweiten Film-Abenteuer schon mit Durchschnitt zufrieden geben, denn obwohl die Hexe schon viel älter als ihr männlicher Kollege aus England ist, so klaut sie dieses mal doch ganz kräftig bei ihm, obwohl sie in Teil eins doch noch recht eigenständig war.
"Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen " leidet leider deutlich unter dem ständigen Drang der Produzenten, alles nahezu genauso zu machen, wie es die erfolgreichen Harry-Filme vorgemacht haben. Zwar bleibt Bibi immer noch in ihrer eigenen Welt, wo Hexen etwas ganz normales sind und Normalsterbliche auch nicht als "Muggel" oder ähnliches angesehen werden, doch das spürbare Nacheifern des (im Verhältnis) viel zu großen Vorbild aus England, bleibt bei diesem Film doch mehr als nur haften und das obwohl Bibi eigentlich schon über ein wesentlich größeres Geschichten-Repertoire verfügt als Harry.
Das geht schon bei der Story los die, ähnlich wie bei Harry, spürbar düsterer geworden ist, als beim bunten Vorgänger. Auch wenn es im Vergleich immer noch eine recht harmlose Kindergeschichte ist, so muss sich Bibi dieses mal dennoch durch dunkle Gänge schlagen und sich einer mehr als bösen Gegnerin in den Weg stellen. Bibi macht sich nämlich auf die Suche nach dem legendären Eulenstaub, der ihrer gelähmten Freundin die Gehkraft wiedergeben soll. Doch auch Bibis Erzfeindin Rabia ist hinter dem Staub her, da er angeblich mehr Kraft besitzt, als alle Hexen zusammen. Doch Bibi währe nicht Bibi, wenn sie das nicht zu verhindern wüsste. Sicher, unterm Strich bietet auch dieser zweite Bibi-Streifen wieder eine hübsche Kindergeschichte, die vor allem bei den Kleinsten gut ankommen dürfte. Dennoch stört es mich, als früheren Fan der Hörspielreihe, sehr, dass man auf den alten Charme der Reihe anscheinend kaum noch wert gelegt hat. Alle Werte wurden hier spürbar auf Düsternis, Mysterium und Fantasy gelegt, während die Hörspiele ja doch eher von Bibi und ihren Erlebnissen in der ganz normalen Menschenwelt, mit einem frechen Bürgermeister, einer rasenden Reporterin und durchaus auch mal mit einem sprechenden Elefanten, erzählen. Düstere Fantasy-Geschichten gehören nun mal mehr in Harrys Welt (und passen dort auch super hin) und nicht in Bibis. Aber das sah Drehbuchautorin Elfie Donnelly, die ja auch Bibis Erfinderin ist, anscheinend nicht so.
Zudem ist auch die Figur der Bibi hier alles andere, als die sympathische Kleinstadt-Hexe aus den Hörspielen oder dem ersten Film. Zwar ist auch diese schnippisch und frech, doch nie bösartig oder fies. Die Bibi in diesem Film aber stößt ihren Eltern irgendwie nur zu gerne vor den Kopf, ist launig und bleibt einem doch sehr unsympathisch in Erinnerung. Pupertierende Kinder werden sich zwar sicher dennoch mit ihr identifizieren können, aber Eltern würden dem frechen Gör sicherlich hier und da lieber eine hinter die Ohren geben.
Aber nun gut, nachdem man sich daran gewöhnt hat, dass man es hier nicht mehr mit der Hörspiel-Bibi, sondern mit einem deutschen und weiblichen Plagiat von Harry zu tun hat, dann kann man sich hier und da dennoch mit der Handlung anfreunden. Alles in allem bildet die Handlung nämlich trotzdem einen recht spannend geratenen Ablauf an, der zwischendurch sogar mal etwas Atmosphäre verbreiten kann. Vor allem wenn die gute Rabia sich in alle möglichen Personen verwandelt, um bei Bibi und dem Direktor des Internats Eindruck zu schinden, kann man sich hier und da doch mal fragen, was sie wohl als nächstes vorhat. Auch der Hexenrat rund um Walpurga und Barbara Blocksberg ist gut gelungen und kann für nette Unterhaltung sorgen.
Ein weiterer lobenswerter Punkt ist auch die Inszenierung des Ganzen, die vor allem in Punkto Kulissenauswahl und Kostüme vollauf überzeugen kann. Egal ob es die unterirdischen Gänge des Internats sind, oder das Hexenhaus von Walpurga, alles sieht schön glaubwürdig aus, so wie man sich halt ein Hexenhaus oder unterirdische Gänge vorstellen mag. Und auch die Spezialeffekte können, vor allem für eine deutsche Produktion, mehr als überzeugen.
Was die Darsteller angeht, so verhält sich alles ziemlich so wie beim ersten Teil. Wie schon dort, so können einem auch hier wieder die Erwachsenen vollauf überzeugen, während die Kinder furchtbar abstinken. Vor allem Bibi-Darstellerin Sidonie von Krosigk fand ich hier wesentlich schlechter als beim Vorgänger. (Wobei es mich dennoch ein wenig wundert, dass ich ihre Leistung im ersten Teil anscheind wirklich für gut befand?!) Völlig überzogen und in ihrem Spiel leider wirklich total unglaubwürdig, könnte ein Daniel Radcliffe oder gar eine Emma Watson wohl nur müde über sie lächeln. Doch sie ist dabei nicht alleine, auch all ihre anderen Kiddie-Kollegen können nicht überzeugen.
Anders dagegen die großen Darsteller, die allesamt wieder eine wunderbare Performance von sich geben. Angefangen bei Katja Riemann und Ullrich Noethen, die hier erneut ein wirklich wunderbares, wenn auch überfordertes, Elternpaar abgeben. Dann Moritz Bleibtreus Mutter Monika als herrlich kompetente Oberhexe Walpurga und Nina Petri als liebevolle Bibliothekarin. Größtes Lob gebührt aber auch dieses mal wieder Corinna Harfouch, als verruchte Hexenschnepfe Rabia, die mit ihrer Performance wirklich allen die Show stielt. Egal ob sie sich als schwarze Hexe gibt oder als französische Journalistin, egal welche Szene sie auch hat, sie reißt sie jedes Mal an sich. Währe sie nicht gewesen, dann hätte es wohl unterm Strich auch nicht mehr zum Durchschnitt für den Film gereicht.
Abschließend muss ich aber doch noch einmal die Kritikerstimme erheben und zwar was die Musik anbelangt. Denn diese stellt leider den wohl dreistesten Diebstahl bei den Harry Potter-Filmen da, da dieser hier nahezu exakt genauso klingt, wie bei Williams Komposition. Man hat in den ersten Sekunden fast das Gefühl man sitzt im falschen Film, so ähnlich klingt die Musik von Enjott Schneider hier. Und auch zwischendurch gibt es immer und immer wieder Klänge, die exakt aus den Harry-Filmen kopiert wurden, nur mit einigen kleinen Änderungen hier und da. Als Freund der Potter-Filme stößt mir diese Tatsache jedenfalls am übelsten auf.
Fazit: Nach dem guten und noch recht eigenständigen ersten Teil, ist dieser Part nun nur noch eine deutsche Kopie der großen Potter-Filme, die mit der eigentlichen Hörspiel-Reihe maximal noch die schrägen Zaubersprüche gemein hat. Ansonsten ist aus Bibis Welt hier voll und ganz die magische Welt von Potter geworden, die zwar bei weitem nicht schlecht ist, aber eben nicht wirklich zu Bibi Blocksberg passt. Aufgrund der gelungenen Inszenierung, einer grandiosen Corinna Harfouch, sowie der Tatsache, dass die Handlung alles in allem, trotz dreister Klauerei, dennoch recht spannend ist, kann sich das Ganze zwar dennoch in den Durchschnittbereich hieven, aber es werden wohl wieder nur die Kinder sein, die hier ihren uneingeschränkten Spaß haben. Erwachsene Filmfreaks wird der dreiste Klau (vor allem bei der Musik) jedenfalls übel aufstoßen und ehemalige Fans der Hörspiel-Reihe werden sich mit der neuen Bibi und ihrer neuen Welt auch nicht so recht anfreunden können. Schade kann man da nur sagen!
Wertung: 5/10 Punkte