Eine Kritik von "Kiste":
Schorsch ist nicht nur Mitglied der Familie, sondern auch der besondere Liebling von Papa. Schorsch hat vier Räder, einen Auspuff und ein Lenkrad - und doch ist er kein gewöhnlicher Wagen, er ist ein Trabi, ein Kamerad mit Herz. Als Schorsch von der geplanten Reise nach Italien erfährt, klappert sein kleiner Motor vor Aufregung und zögert keinen Augenblick, seine vier Gummireifen auf die andere Seite der Alpen zu schleppen, natürlich mitsamt der Familie. Doch hätte Schorsch geahnt, was auf ihn zukommt, wäre er wohl lieber im heimischen Osten geblieben.
Kurz nach der Wende verfilmte Peter Timm (selbst ein Ossi gewesen) die deutsche Version eines Roadmovies. Familie Struutz will zusammen mit ihrer 17jährigen Tochter die neue Freiheit genießen und mit ihrem Familienpappauto zusammen nach Neapel tuckern (was entfernungstechnisch mit einem Trabant an sich schon eine N24 Doku wert gewesen wäre). Von Bitterfeld geht die Reise los, allerdings bleibt der Film dabei sehr episodenlastig. Genauso wie Papa Struutz seine Reisecheckliste abarbeitet, spult Timm in den jeweiligen Zwischenstationen mal mehr oder weniger gelungene Episödchen ab.
Der gebotene Humor ist dabei zwar sehr brav, aber auch durchaus intelligent. Mit ihrer sächsischen Schnauze und eingebauten Bauernschläue porträtiert der Film die Probleme des goldenen Westens, aber auch die der ehemaligen DDR. Jeder bekommt ein wenig sein Fett weg, ohne aber einseitig verurteilt zu werden. So zottelt man über Regensburg, München, Gardasee, Rom schließlich ans Ziel der Reise und erlebt bei jedem Stop diverse Abenteuer an FKK Stränden, verschiedenen Schrottplätzen, Beachpartys oder auf Verbrecherjagd in Rom.
Eine Riege von Gaststars peppelt die jeweilige Episode noch auf, auch wenn die schauspielerischen Künste beispielsweise von Otti Fischer oder Dieter Hildebrandt doch sichtlich begrenzt aber doch unterhaltsam sind. Manche Szenen hätte man aber ersatzlos streichen können wie Töchterleins Gesangsnummer oder die völlig sinnfreie Einlage der vier Mädels im Trabi in Rom, die eigentlich zu nichts führen. Bleibt das Motto, der Weg ist das Ziel, und geht der Trabi auch noch so oft kaputt. Von mir aus hätte es dabei ruhig ein wenig frecher zugehen können, aber auch so bleibt ein sympathischer Humor übrig. Keine Weltklassekomödie aber trotzdem nett.
6/10