Eine Kritik von "Mr. Hankey":
1990 war es, als eine erfrischende Komödie, aus dem gerade zu Deutschland hinzugekommenen Bundesland Sachsen, die Republik im Sturm eroberte. Der erste Italienausflug der Familie Struuz, in einem Trabi namens "Schorsch", war ein absoluter Kinoknüller und gehört noch bis heute zu den besten Komödien, die Deutschland je hervor gebracht hat. Logisch, dass auch davon eine Fortsetzung kommen musste. Unter der Regie des damals noch für Deutschland arbeitenden Wolfgang Büld, der sich heutzutage mit eher unterirdischen, britischen Sex-Gewalt-Movies alle "Penetration Angst" über Wasser hält, kam dabei allerdings nur noch ein recht mittelprächtiges Plagiat des genialen Vorgängers heraus, der diesem in Sachen Story und Humor unglaublich nachsteht.
Vor allem die Geschichte ist, mit Verlaub, wirklich dämlich geraten. Denn als unsere Familie Struuz frisch aus ihrem Italienurlaub zurückkehrt, wurde ihre Wohnung dem Erdboden gleichgemacht, da an dieser Stelle ein Golfplatz entstehen soll. Grund zur Verzweiflung gibt es aber auf den ersten Blick nicht, da Papa Struuz eine Fabrik für Gartenzwerge geerbt hat. Diese ist allerdings keinen Pfifferling wert und der windige Oberbürgermeister möchte sich diese für 1 Million DM unter den Nagel reißen. Doch Udo weiß sich mit allem mitteln zu währen... Tja, mit dem reisestimmigen Vorgänger hat dieser Film leider überhaupt nichts mehr zu tun. Vielmehr wird sich hier über den Aufbau Ost lustig gemacht, und das nicht sehr gekonnt. Klischees werden hier leider nur selten genüsslich ausgebadet, sondern meist recht plattgewälzt. Logik und Tiefgang sucht man vergebens, da das ganze Treiben nur auf einen (meist recht dünnen) Witz nach dem Anderen aus ist und die Geschichte dabei doch sehr stark in den Hintergrund rückt. Und der Titelgebende Trabi "Schorsch" hat eh nur noch eine Nebenrolle. Nach der wirklich wunderbaren Story des ersten Teils, hat man es hier somit nur noch mit einem lauen Lüftchen zu tun.
Und die Qualität der Gags schwankt mitunter sehr stark. Die meisten gelungenen Lacher dürften dabei noch in der ersten Hälfte zu finden sein, vor allem wenn Udo mit seiner Familie nach Hause kommt. Das Durchsuchen der Trümmer ist wirklich goldig geraten und wenn Udo sich aufmacht um seine wertlose Erbschaft anzutreten, dann kann man mitunter auch noch hier und da herzhaft lachen. Doch zunehmendst nimmt die Gagdichte ab, bis es schlussendlich nur noch platte Gags am laufenden Band gibt. Wenn Udo, Rita und Jaqueline (relativ unfreiwillig) ihrer eigenen Wege gehen, dann gehen dem Film zudem auch noch die sympathischen Charaktere abhanden, vor allem weil Rita und Jaquie nur noch, vergleichsweise, wenig Screentime gegeben wird. Und einzeln machen die Figuren auch irgendwie keinen richtigen Spaß, zusammen sind sie dagegen, nach wie vor, Gold wert.
Wie schon erwähnt, erheben sich die Gags natürlich meist aus den typischen Ost-West-Klischees, die aber dieses mal eben nicht auf charmante Art und Weise durch den Kakao gezogen werden, sondern nur für die (platten) Lacher benutzt werden. So gibt es natürlich auch hier wieder die charmanten aber recht naiven Ostler, die von den cleveren, dafür aber doch recht bösartigen und verzogenen Westlern (vielleicht mal abgesehen von Charlie, dem Charakter von Rolf Zacher) überrollt werden. Da gibt es z. Bsp. Texttafeln zu lesen wie "Sie kommen als Ostler, sie gehen als Boss", die einfach nur platt und ideenlos wirken, "Wessis" die sich über die Natürlichkeit und (damals) doch recht einfache Lebensweise der Ostler beschweren bzw. lustig machen und vieles mehr. Und das Meiste davon wirkt eben nicht witzig überspitzt, so wie beim ersten Teil, sondern einfach nur flach und ideenlos und eben doch auf eine unlustige Art und Weise Klischeehaft, was sicher nicht der Zweck der Sache war!
Die besten Jokes kommen da noch durch einige Dialoge zu stande. Nicht nur das der sächsische Dialekt, nach wie vor, immer wieder zum Schmunzeln einlädt, er wird auch wirklich wunderbar auf die Schippe genommen, so das man selbst als Sachse (so wie ich) darüber lachen kann. Herrlich z. Bsp. die Szene in der der amerikanische Manager Buck ins Telefon brüllt "'Nu'? What that means?". Dazu auch Sätze wie "Tut mir leid, vom weiten sahen sie aus wie eine Wessi-Tussi!", "Ach und vom nahen wohl wie eine Ost-Rutsche oder was?" und so manche Kreation mehr. Und natürlich Udo Struuz, der immer wieder mal jemanden beleidigen möchte, aber dabei über ein "Wüstling" nicht hinaus kommt. Somit können einem wenigstens die Dialoge hier und da mal einen Brüller aus dem Gesicht ziehen.
Was die Inszenierung angeht, nun gut, da hält sich das Meiste wenigstens an die Qualitäten des Vorgängers. Auch hier passen die Kulissen wirklich optimal zum Geschehen, Kamera- und Regiearbeit gehen in Ordnung und die Musikauswahl, darunter viele Hits von Slade, einer DER amerikanischen Musikbands der 70er-Jahre überhaupt, macht einfach nur Fun! Da kann man zufrieden sein.
Die höchste Punktzahl erhalten allerdings die Schauspieler, die das, doch meist recht dröge, Treiben dann wenigstens doch noch knapp über den Durchschnittsbereich hieven. Wolfgang Stumph, Dresdens beliebtester Schauspieler, ist in seiner Paraderolle des liebenswerten, leicht dabbschen (was so viel heißt wie "schusselig";)) Udo Struuz wieder einmal Gold wert. Auch wenn sein Charakter hier meist keine Chance hat, seine sympathisch naiven Seiten zu entfalten, vor allem im mittleren Teil des Films, so kann Stumph mit seinem Schauspiel wirklich wieder alles an sich reißen. Dazu eine erneut sehr gute Marie Gruber, Claudia Schmutzler als rattenscharfe Tochter Jaqueline, sowie, in vielen Cameos und Nebenrollen, z. Bsp. Rolf Zacher, Jochen Busse, Heinz Schubert, Uwe Friedrichsen, sowie den ostdeutschen Showmoderator Wolfgang Lippert (der allerdings überhaupt nicht schauspielern kann) und Opernstar Gunther Emmerlich. Kurzum, die Besetzung ist einfach Gold wert und kann wirklich sehr viel retten. Glück gehabt!
Fazit: Nach der Hitkomödie "Go Trabi Go" von 1991, nun die allenfalls mäßige Fortsetzung "Das war der wilde Osten". Eine dünne Story, vollgepackt mit allerhand (mittelprächtigen) Gags, bei denen aber maximal jeder dritte einigermaßen funktioniert, und viel zu vielen Klischees, die einfach nicht genug ausgebadet wurden, um als Persilflage durchzugehen. Dafür gibt es aber einige schicke Dialoge und Onliner zu hören ("New York ist auch nicht viel anders wie Dresden") und der Cast ist einfach nur von vorne bis hinten mit brillanten Minen besetzt worden, allen voran natürlich Wolfgang Stumph als Udo Struuz. Wer am Vorgänger seine helle Freude hatte, der kann somit auch hier mal einen Blick riskieren, sollte aber seine Erwartungen weit zurück schrauben, um nicht gar zu sehr enttäuscht zu werden. Als Dresdner und Stumphi-Fan, ist aber eine 6/10er-Wertung meinerseits dennoch drin. Auswärtige sollten aber mindestens einen Punkt abziehen!
Wertung: 6/10 Punkte